Miltenberg: Busunglück mit zwei Toten:Kontrolle schon früher verloren

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Nach dem tragischen Busunglück von Miltenberg stehen Anwohner sowie die Freunde des toten Schülers unter Schock. Die ersten Bewohner konnten nun wieder in ihre Wohnungen zurück.

Der Schock sitzt tief - auch knapp einen Tag nach den Bus-Unglück von Miltenberg. Seit am späten Mittwochnachmittag ein Linienbus in ein Wohnhaus krachte, fragen sich die Menschen in der unterfränkischen Stadt, wie es zu diesem Unfall kommen konnte, bei dem zwei Menschen - ein 16 Jahre alter Schüler und der Busfahrer - starben.

Einsatzkräfte der Feuerwehr und Mitarbeiter eines Abschleppunternehmens bergen in Miltenberg den Rest des Linienbusses. (Foto: dapd)

Nun stellt sich offenbar heraus, dass der Bus bereits 200 Meter zuvor auf der schneeglatten Straße außer Kontrolle geraten war. "Der Busfahrer hätte 200 Meter weiter oben abbiegen müssen, hat das aber schon nicht mehr geschafft", sagte ein Polizeisprecher. Auf der abschüssigen Straße habe der 50-Jährige sein Fahrzeug am Mittwochabend nicht mehr unter Kontrolle bringen können.

Nachdem der Bus zunächst ein Wohnhaus streifte und dort die Balkone abriss, donnerte er letztlich in ein Mehrfamilienhaus.

Nun steht Ute Moll in ihrem Vorgarten und kämpft mit den Tränen. In ihre Wohnung ist der Bus gekracht. "Mein ganzes Hab und Gut war mit einem Schlag weg", flüstert die sichtlich geschockte Metallarbeiterin. Gott sei Dank sei ihr Mann nicht zu Hause gewesen. Der Fernfahrer schlafe nachmittags oft im Wohnzimmer auf der Couch. Die liegt jetzt zerstört im Freien, denn der Bus hatte sie durch das gesamte Untergeschoss geschoben.

"Der Kühlschrank ist durch die Wand ins Schlafzimmer geflogen", gibt ein Nachbar die Aussage eines Feuerwehrmanns wider. Wohnstube, Küche und Schlafzimmer gleichen einem Schlachtfeld. Am Tag danach liegen die Trümmer im Garten. Edelstahltöpfe, dunkelbraune Holzschränke, Bettwäsche - ein riesiger Haufen Sperrmüll. "Es tut einfach nur weh, es sind meine Erinnerungen", sagt Moll schluchzend. Ihr Mann kann sie nicht in den Arm nehmen. Er steckt wegen des Winterwetters in Dortmund fest. Dafür ist die Schwester der 43-Jährigen da. Bei ihr wohnt die Arbeiterin nun erst einmal.

Das Haus selbst ist nach Angaben der Polizei nicht einsturzgefährdet. Daher sind einige der anderen Hausbewohner schon wieder in ihren Wohnungen.

Vor dem Anwesen liegen sich Dutzende Jugendliche weinend in den Armen. Rote Kerzen haben sie für ihren toten Freund aufgestellt. "Es ist ein schreckliches Gefühl, weil er wie ein Bruder für uns war", sagt der 19-jährige Ömer Özam. Er kannte den Schüler, der bei dem Unfall ums Leben kam, seit Jahren. An diesem Samstag wollten sie den Geburtstag ihres Freundes nachfeiern - er war erst am Dienstag 16 Jahre alt geworden. Nun werden sie um ihn trauern.

Tot ist auch der Busfahrer, der aus dem nördlichen Baden-Württemberg stammt. Er starb wenige Stunden nach dem Unfall in einer Klinik. Neun Menschen erlitten einen Schock.

© sueddeutsche.de/dpa/tob - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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