Medizinische Versorgung:Ärger um ärztlichen Bereitschaftsdienst

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Eine regelrechte Herkules-Arbeit hatte die Kassenärztliche Vereinigung Bayerns (KVB) auf sich genommen, um den unter der Nummer 116 117 zu erreichenden ärztlichen Bereitschaftsdienst zu reformieren. So soll dieser - wie bereits in 50 Fällen umgesetzt - in der Regel an Krankenhäusern angesiedelt sein. Nahezu 120 solcher Notfall- oder Bereitschaftspraxen soll es bereits im kommenden Jahr geben. Auch wurden die Dienstbezirke erweitert, damit die Ärzte nicht mehr so oft wie früher nach den Praxisöffnungszeiten sowie an Sonn- und Feiertagen für diese Aufgabe herangezogen werden. Doch der Ärger über das Reformprojekt reißt nicht ab, wie der jetzt aufgeflammte Schlagabtausch zwischen Haus- und Fachärzten beweist.

Grund der neuerlichen Kabale ist eine Umfrage des Bayerischen Facharztverbandes. Darin kritisiert die Vorsitzende Ilka Enger, einst Mitglieder der KVB-Führung, dass die Bereitschaftsdienst-Reform "zentralistisch von München" aufgezwängt sei. Es fehle an regionalen Gestaltungsmöglichkeiten des Dienstplanes- beziehungsweise der Bereitschaftsdienstzeiten, teilte Enger auf der Homepage ihres Verbandes mit. Wie die Umfrage ergebe, werde die von der KVB vorgegebene Größe der Dienstbezirke von vielen Kollegen als Belastung und massive Einschränkung der eigenen Gestaltungsmöglichkeiten gesehen.

Dagegen läuft nun der Bayerische Hausärzteverband Sturm. Der Verbandsvorsitzende Dieter Geis kanzelte die Umfrage als "destruktiv" ab. Sie sei zudem "unseriös", da zum Beispiel die von Enger kritisierten "geplanten weiten Fahrstrecken" in dem an die Fachärzte verschickten Fragebogen gar nicht erwähnt seien. Geis erklärte, die Betroffenheit von Enger "über ihr Scheitern als Mitglied im Vorstand der Kassenärztlichen Vereinigung Bayerns" dürfe nicht dazu führen, dass die "zukunftsweisende Reform des Bereitschaftsdienstes mit fragwürdigen Mitteln torpediert wird".

Allerdings gibt es auch unter Bayerns Hausärzten Bedenken gegen die Reform, wie jüngst am Rande des Bayerischen Ärztetags in Rosenheim deutlich wurde. Etliche Hausärzte wollen den Bereitschaftsdienst auch weiterhin in ihrer eigenen Praxis ableisten und nicht in der Klinik. Andere wiederum fordern, dass der Bereitschaftsdienst in den Abendstunden zwischen 18 und 22 Uhr von Klinik-Ärzten übernommen werden sollte.

© SZ vom 17.11.2017 / dm - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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