Landespolitik:Hickhack um die Integration

Lesezeit: 1 min

Merkel, Flüchtlinge, Kirchen: Alle wollten nicht, wie die CSU wollte

Von Lisa Schnell, München

Es ist nicht einfach mit der Integration, wie die CSU gleich zu Jahresbeginn erfahren musste. Kein Syrer oder gar Senegalese, nein, eine ganz deutsche Frau aus der Uckermark wollte sich nicht recht integrieren. Ihr Name ist Angela Merkel, sie ist Kanzlerin und gegen eine Obergrenze für Flüchtlinge und damit aus der Sicht der CSU weit außerhalb des konservativen Kulturkreises.

Das ganze Jahr versuchte die CSU Merkel ihre Leitkultur nahezubringen. Sie probierte es mit fordern: CSU-Chef Horst Seehofer schimpfte, drohte mit einer Verfassungsklage. Und mit fördern: ein Friedenstreffen in Potsdam an einem See, ein gemeinsames Lächeln für die Kameras. So ein Bundestagswahlkampf ohne CDU ist ja nichts, auch kaum erfolgreich. Für eine Einladung an Merkel zum CSU-Parteitag im November reichte die neue Freundlichkeit allerdings nicht. Ach ja, Integration ist schwer und voller Missverständnisse. Da dachte die CSU, zumindest die Kirchen könnten ihre Vorstellung einer christlich-abendländischen Leitkultur teilen. Am Ende kam auch von ihnen nur Kritik zum CSU-Integrationsgesetz. Und auch wie Generalsekretär Andreas Scheuer das mit dem Fußball spielenden, ministrierenden Senegalesen, den man nie wieder abschieben könne, gemeint hat, konnten die wenigsten verstehen. Ungewohnt gut verstanden sich dafür der jetzige Ministerpräsident Seehofer und der Immer-noch-Finanzminister Markus Söder. Zumindest als die CSU am Integrationsproblem Merkel arbeitete. Dann wurde wohl integrieren mit intrigieren verwechselt, zumindest ging es wieder los: Der eine führe Selbstgespräche, der andere könne kaum mehr, als Förderbescheide ausstellen. So ging es hin und her zwischen den Lagern. So schlimm, dass ein CSU-Integrationsteam vermitteln musste. Jetzt sei alles wieder "schmusi-schmusi", um eine Seehoferische Wortschöpfung zu bemühen. Einige trauen dem Frieden aber nicht. Gut möglich, dass die CSU sich also auch 2017 wieder intensiver mit dem Thema Integration befassen muss.

© SZ vom 31.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: