Integration:Spielerisch Werte vermitteln

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Projekt soll Migranten in Grundschulen erreichen

Von Viktoria Spinrad, München

Gebannt schauen die Kinder auf ihren vietnamesischen Mitschüler, der in einem kunterbunten Zelt vorführt, wie man Essstäbchen hält. Im Nebenraum hält eine Lehrerin Bilder mit verschiedenen sozialen Situationen hoch und fragt: "Was ist hier schief gelaufen?" Damit in der Integration weniger schief und vieles besser läuft, will das Modellprojekt "Werteraum" Grundschülern spielerisch Werte vermitteln. Die Aktion richtet sich an Schulen mit hohem Migrantenanteil, das Budget der vom Sozialministerium geförderten Initiative beträgt rund 850 000 Euro.

"Es geht um universelle Werte wie Fairness, Pünktlichkeit und Hilfsbereitschaft", sagt Monica Gaubner von der spiel & sport team GmbH, die das pädagogische Konzept entworfen hat. Dass man zum Beispiel anderen hilft, sie zuerst aussteigen lässt und andere Kinder nicht auslacht, sollen die Kinder mit interaktiven Spielen lernen. Themenschwerpunkte seien Gleichberechtigung, Gemeinschaft sowie Bildung und Beruf, die Teilnahme ist freiwillig. "Der Funke soll auch in Familien und im Freundeskreis der Kinder überspringen", sagt Gaubner.

Die zwei für das Projekt entworfenen Zelte stehen bereits seit der vergangenen Woche auf dem Gelände zweier Grundschulen im Münchner Norden, im Juni werden sie dann in Nürnberg aufgeschlagen. Vorerst sollen bis zu zwölf ausgewählte Schulen in Bayern bis Oktober an dem Projekt mit dem Motto "Sich verstehen, zusammen leben" teilhaben. Auch in den Sommerferien sollen die Workshops zu Werten angeboten werden.

"Wir können nicht die selben Fehler wie früher machen. Wir wollen die Familien miteinbeziehen", sagt Sozialministerin Emilia Müller, die Schirmherrin des Projekts. "Je früher Kinder sich positionieren können, desto besser", sagt sie. Vielleicht sei dies nicht nur ein Projekt für Bayern, sondern für die ganze Welt, sagt Alexander Brochier, dessen gleichnamige Stiftung Träger des Projekts ist.

Die Workshops seien "eine tolle Ergänzung zum regulären Schulunterricht", sagt Oliver Fritscher, der Konrektor der Eduard-Spranger-Grundschule. Er hoffe, dass das Projekt langfristig Fuß fasst. Die neunjährige Promedie aus dem Kongo freut sich über die Abwechslung zum Schulalltag: "Mir gefällt das Zelt. Es macht Spaß zu sehen, wie andere essen." Dann flitzt sie zurück in den Werteraum, zu ihren Mitschülern aus aller Welt.

© SZ vom 18.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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