Halbjahresbilanz:Hohe Zahl von Drogentoten

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Gesundheitsministerin Huml plant Offensive gegen Crystal Meth

Im ersten halben Jahr sind in Bayern 145 Menschen an Drogen gestorben. Das seien ebenso viele wie von Januar bis Juni 2015, sagte ein Sprecher des Bayerischen Landeskriminalamtes (LKA) in München. Wie sich die Zahlen bis Ende des Jahres entwickeln werden, können die Experten nicht vorhersagen. Das LKA sprach von Wellenbewegungen. Denn sicher ist nur: Seit einigen Jahren sterben immer mehr Menschen an Rauschgift. 2013 waren es 230 Fälle, 2014 dann 251. Im vergangenen Jahr meldete das Innenministerium 314 Drogentote. Die Behörde macht für diese Entwicklung auch einen erhöhten Wirkstoffgehalt verantwortlich, ebenso das Strecken mit Chemikalien.

Bayerns Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) kündigte einen weiteren Kampf gegen Drogen an, etwa mit einer Offensive zur Prävention gegen Crystal Meth. Insbesondere Frauen würden darüber informiert, dass die Einnahme während der Schwangerschaft gravierende gesundheitliche Folgen für die Kinder haben könne. Laut Huml gibt der Freistaat Bayern derzeit rund sieben Millionen Euro für Suchthilfe und Suchtprävention aus. Besonders wichtig sei es, die Situation von Menschen zu verbessern, die Drogen nehmen. Bayernweit gebe es rund 180 ambulante psychosoziale Beratungs- und Behandlungsstellen für Suchtgefährdete und Suchtkranke.

Sorgen bereitet den Experten nach wie vor Crystal Meth, das extrem schnell süchtig macht, Nervenzellen im Gehirn schädigt und den Körper verfallen lässt. Auch sogenannte neue psychoaktive Substanzen spielen eine immer größere Rolle. Die Zahl der damit verbundenen Todesfälle stieg in Bayern stark. Laut Innenministerium gab es 2013 einen einzigen Toten, ein Jahr später bereits zehn. 2015 starben 21 Menschen nach der Einnahme dieser Stoffe. Diese Substanzen werden verharmlosend als Badesalz oder Kräutermischungen verkauft, meist übers Internet. Verkäufer preisen sie gerne als legale Mittel zur Lebensbereicherung und Stressbewältigung an. Experten warnen jedoch, diese "Legal Highs" könnten zu Psychosen, Kreislaufversagen und gar zum Tod führen.

Erst Anfang Juli wurden im unterfränkischen Schweinfurt zwei 17 und 19 Jahre alte Jugendliche ins Krankenhaus gebracht, nachdem sie eine Kräutermischung geraucht hatten. Die 19-Jährige hatte ihre Mutter angerufen, weil sie völlig desorientiert war. Als die Rettungskräfte ankamen, litt die junge Frau zudem unter heftigen Krämpfen. Ihr 17 Jahre alter Freund war bewusstlos zusammengebrochen. Ende Juni starb eine 14-Jährige, nachdem sie in einem Jugendtreff im oberpfälzischen Dietfurt an der Altmühl die Droge Liquid Ecstasy eingenommen hatte und erst Stunden später der Notarzt alarmiert worden war.

Entgegen den bayernweiten Zahlen, meldete die Stadt München einen Anstieg. Bis zum 1. Juli gab es laut Polizeipräsidium 36 Drogentote in der Landeshauptstadt. Im Vorjahr waren es im selben Zeitraum 32, im Jahr 2014 nur 23.

© SZ vom 12.07.2016 / dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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