Guttenberg sagt Comeback ab:"Der CSU verbunden - im Herzen"

Lesezeit: 3 min

"Es wäre nicht der richtige Zeitpunkt": Karl-Theodor zu Guttenberg lässt Horst Seehofer seine Absage an ein Comeback für 2013 verkünden. Dabei wirkt Seehofer wie Guttenbergs persönlicher Pressesprecher.

Birgit Kruse

Die Szenerie mutet seltsam an. Da steht Parteichef Horst Seehofer im zweiten Stock der CSU-Zentrale vor dem Mikrofon. Alleine. Der Mann, um den es in der nächsten Stunde gehen wird, fehlt: Karl-Theodor zu Guttenberg. Er wird auch nicht mehr kommen. Nicht an diesem Tag, nicht in den nächsten Wochen - und schon gar nicht im Wahljahr 2013.

Mit diesem Brief beendete Karl-Theodor zu Guttenberg die Spekulationen um eine mögliche Rückkehr auf die politische Bühne. (Foto: dpa)

Karl-Theodor zu Guttenberg wird bis auf weiteres überhaupt nicht mehr in die deutsche Politik zurückkehren. "Es wäre nicht der richtige Zeitpunkt", schreibt er in einem Brief an die CSU-Mitglieder. Er wolle sich neuen Aufgaben widmen, und zwar in den USA.

Während Seehofer die Entscheidung des einstigen Hoffnungsträgers verkündet, ist dieser bereits wieder auf dem Weg zum Flughafen - "dorthin, wo man abhebt", sagt Seehofer und lacht im nächsten Moment über die ungewollte Doppeldeutigkeit seiner Worte.

Wie in einer Endlosschleife wiederholt Seehofer, dass die Gründe für Guttenbergs Entscheidung "sehr persönlicher Natur" seien. Dass er für Guttenbergs Entscheidung "Verständnis und Respekt" empfinde. Und so wirkt der CSU-Chef in diesen Minuten ein wenig wie der persönliche Pressesprecher des Barons.

Seehofer sagt aber auch, dass eine Rückkehr Guttenbergs in die CSU nicht ausgeschlossen sei und es bei der jetzigen Entscheidung lediglich um das Jahr 2013 gehe. Denn für Guttenberg bleibe die CSU die politische Heimat, er habe der Partei viel zu verdanken.

Im Klartext heißt das: Die Gerüchte, Guttenberg werde möglicherweise eine eigene Partei gründen und mit dieser in den Bundestagswahlkampf ziehen, sind obsolet.

Seit der Veröffentlichung seines Interviewbuches mit Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo war immer wieder über eine Rückkehr des Baron in die Politik spekuliert worden - und zwar rechtzeitig vor der Bundes- und Landtagswahl im kommenden Jahr.

Per SMS hatte Guttenberg auch schon dem CSU-Kreisvorsitzenden von Lichtenfels, Christian Meißner, seine Gesprächsbereitschaft signalisiert. Und Seehofer selbst hatte diese Gerüchte durch seine Aussagen immer wieder befeuert. Man werde ein Comeback in Ruhe vorbereiten. Dass Guttenberg die CSU auch immer wieder massiv kritisiert hatte, hat Seehofer ihm offenbar verziehen.

Auch das Gespräch mit Seehofer wurde per SMS angebahnt. Guttenberg habe sich "in diesem Jahr" bei ihm gemeldet und um einen Termin gebeten. Wann genau, das will Seehofer nicht sagen. Nur so viel: Das Gespräch kam "dann sehr schnell zustande." Mit welchem Anliegen der Baron nach Deutschland kommen würde, wusste Seehofer nach eigener Aussage nicht.

Karriere-Tipps von Guttenberg
:"Gehen Sie ins Ausland, um gestärkt zurückzukommen"

Karl-Theodor zu Guttenberg weiß, wie man Erfolg buchstabiert. Acht Guttenberg-Sätze, die sich die Eliten von heute und morgen unbedingt notieren sollten.

Das Treffen selbst kam dann am gestrigen Donnerstag um 18 Uhr in der Staatskanzlei zustande. Wie lange es dauerte, daran kann sich Seehofer nicht erinnern. Aber daran, dass es intensiv, menschlich, spannend und freundschaftlich war.

Karriere-Tipps von Guttenberg
:"Gehen Sie ins Ausland, um gestärkt zurückzukommen"

Karl-Theodor zu Guttenberg weiß, wie man Erfolg buchstabiert. Acht Guttenberg-Sätze, die sich die Eliten von heute und morgen unbedingt notieren sollten.

Guttenbergs Entschluss stand zum Zeitpunkt des Treffens schon fest. Denn den Brief für die CSU-Mitglieder soll er schon dabei gehabt haben. "Nicht jede meiner Reaktionen und Äußerungen im vergangenen Jahr, das ich als extrem empfunden habe, waren klug", ist da zu lesen. Auch die letzten Wochen seien "missglückt" gewesen, schreibt Guttenberg. Und Seehofer stellt sich vor seinen ehemaligen Generalsekretär. Er habe den Eindruck, "dass das seine ganz ehrliche Auffassung ist."

So werde Guttenberg alle politischen Termine absagen und auch keine neuen annehmen. Lediglich "zuweilen" werde sich Guttenberg zu "außenpolitischen Themen äußern", schreibt dieser in seinem Brief.

Seehofer war indes nicht der einzige, den Guttenberg in Kenntnis gesetzt hat. Auch mit der Spitze der oberfränkischen CSU habe er nach dem Treffen in der Staatskanzlei gesprochen und sich auch hierbei korrekt verhalten, betont Seehofer. Er selbst habe indes noch in der Nacht auf Freitag Bundeskanzlerin Angela Merkel über die Causa Guttenberg informiert. Sie bedauere die Entscheidung, so Seehofer.

Und was bedeutet die Entscheidung nun für die CSU? Immerhin war es Guttenberg, der der krisengebeutelten Partei aus dem Umfragetief geholfen hat, der auch junge Wähler für die CSU begeistern konnte und in kürzester Zeit zum beliebtesten Politiker der Republik avancierte.

Andererseits mischt Guttenberg seit mehr als einem Dreivierteljahr nicht mehr aktiv in der Politik mit - und die jüngste Wahlumfrage, die das Forschungsinstitut Infratest dimap im Auftrag des Bayerischen Rundfunks erstellte, hat die Christsozialen wieder bei 44 Prozent gesehen. Damit wird auch die Chance auf eine absolute Mehrheit wieder realistischer.

Doch Seehofer will von solchen Fragen ohnehin gar nichts hören. Guttenberg habe sich aus sehr privaten Gründen für diesen Schritt entschieden, da gezieme es sich nicht, nach Wohl und Wehe zu fragen. "Das wird in der CSU auch niemand tun", betont der Parteichef.

Zumindest in Guttenbergs Heimat hält man sich daran. Doch über die Entscheidung geredet wird selbstverständlich - und zwar mit Bedauern. "Mit ihm hatten wir eine Persönlichkeit, die die Menschen wieder für die Politik interessiert und begeistert hat", sagt der Kulmbacher CSU-Kreisvorsitzende Henry Schramm. "So jemanden zu verlieren, ist ganz schwierig."

Das sieht nicht jeder so in der Partei. Die Stimmung habe sich in den letzten Wochen gedreht, sagt ein CSU-Mitglied. Die Euphorie, die Guttenberg einst an der Basis ausgelöst hat, sei geschwunden. Allerdings sei es richtig von Seehofer, sich solidarisch mit Guttenberg zu zeigen. Denn endgültig ist dessen Abschied aus der Politik nicht. "Die CSU bleibt meine politische Heimat, ich habe ihr viel zu verdanken und ich bin und bleibe ihr im Herzen verbunden", schreibt Guttenberg.

Und ein nächstes Treffen zwischen Seehofer und ihm ist auch schon in Planung: Wenn Seehofer in diesem Jahr nach Washington fliegt, heißt es, wolle man sich treffen.

Lesen Sie Guttenbergs Brief hier im Wortlaut.

© Süddeutsche.de - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: