Fußballstadion in Nürnberg:Alte Ideen für neue Namen

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Das Nürnberger Fußballstadion trug schon verschiedene Namen - einige sperrig, andere einfach. (Foto: dpa)

Morlock- statt Grundig-Stadion, Albrecht-Dürer-Flughafen statt Nürnberg Airport: Heimatminister Markus Söder will wichtige Nürnberger Einrichtungen umtaufen - und schäumt fast über vor Ideen. Kreativität oder doch Kalkül?

Eine Glosse von Katja Auer

Namen gelten gemeinhin als identitätsstiftend, wahrscheinlich hat die Bahn ihre ICE-Triebzüge deswegen getauft. Es schimpft sich schließlich leichter auf irgendein seelenloses Fahrzeug mit einer halben Stunde Verspätung als auf ein Gefährt, das auf den Namen der Weiße-Rose-Widerstandskämpferin Sophie Scholl, des Komponisten Johannes Brahms oder auf den von Karl Valentin hört. Gut, es gibt auch einen ICE namens "Fürth", der sollte wenigstens in Nürnberg doch besser pünktlich sein.

Die Münchner fliegen viel selbstbewusster in die Welt, seit ihr Flughafen nach Franz Josef Strauß benannt ist, und weil das, was für München recht ist, für Nürnberg nur billig sein kann, hat sich Finanzminister Markus Söder natürlich ebenfalls einen Namen ausgedacht: Albrecht-Dürer-Flughafen soll der Nürnberger Airport seiner Meinung nach heißen.

Manche Idee gab es schon

Der Vorschlag hat ihm allerhand Spott eingebracht, weil es zurzeit wahrlich andere Probleme gibt als das der Bezeichnung, aber auch viel Aufmerksamkeit - und gegen die hat Söder bekanntlich nichts. Deswegen hat er sich an eine neue Namensgebung gemacht. Oder besser, er hat sich eine zu eigen gemacht.

Das Nürnberger Fußballstadion, das zurzeit Grundig-Stadion heißt, aber auch schon wesentlich sperrigere Namen trug, hat Söder ausersehen. Das solle man in Max-Morlock-Stadion umbenennen, fordert er publikumswirksam in der auflagenstärksten Boulevardzeitung. Der Club-Legende Morlock zu Ehren, der 1954 Weltmeister wurde. Sponsor soll die staatliche Lotteriegesellschaft werden, die passenderweise zum Finanzministerium gehört.

Indes, die Clubfans hatten die Idee schon vor Jahren und haben bereits mehr als 6000 Unterschriften für die Umbenennung gesammelt. Entsprechend skeptisch sind einige Reaktionen auf den Vorstoß Söders. Manche ahnen gar eine Verbindung zum nahenden Kommunalwahlkampf. Obwohl Söder bekennender Club-Fan ist.

Aber die Kommunalwahl ist tatsächlich sehr viel aktueller als eine potenzielle Namensänderung, immerhin läuft der Vertrag mit Grundig noch bis 2017. Und ein Jahr drauf ist in Bayern schon wieder Landtagswahl.

© SZ vom 15.01.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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