Evangelische Landeskirche:Koordinator für Kirchenasyl hört auf

Die evangelische Landeskirche hat momentan keinen Kirchenasyl-Koordinator mehr. In einem Schreiben vom Donnerstag teilt das Landeskirchenamt den Gemeinden und Dekanaten mit, dass der 64-jährige Stephan Theo Reichel seine Tätigkeit zum 1. Juli beendet habe. Das sei im "gegenseitigen Einvernehmen" geschehen, sagte Oberkirchenrat Michael Martin auf Nachfrage. Über die Modalitäten und Hintergründe der Trennung ist Stillschweigen vereinbart worden - in vielen Gemeinde- und Dekanatsbüros wurde die Nachricht am Donnerstag mit Bestürzung aufgenommen. Sein Weggang habe "strukturelle Gründe", sagte Reichel. Er habe - wie auch andere - Zweifel bekommen, ob man Themen wie Kirchenasyl oder Migration, bei denen man flexibel sein müsse, "von einem Amt aus verwalten kann". Diese Arbeit sei "in einer unabhängigen kirchlichen Organisation vermutlich viel besser aufgehoben". Deshalb werde er sich voraussichtlich an der Neugründung des ökumenischen Vereins "Matteo - Kirche und Asyl" beteiligen, der am 5. Oktober in Nürnberg gegründet werden soll. Er soll kirchlicher Flüchtlingsarbeit, Migrationsprojekten, ehrenamtlichem Engagement Heimat und Unterstützung geben. Auch die intensive flächendeckende Kirchenasyl-Beratung könnte dort fortgeführt werden. Reichel sagte, er gehe "nicht im Zorn", dennoch kritisiert er eine gewisse Verzagtheit der Kirchenleitung beim Thema Kirchenasyl. So sei vielen Betroffenen etwa der Protest und Widerspruch der Kirchenleitung bei den Bußgeldern und Strafverfahren gegen Pfarrer und Kirchenvorstände "zu leise" ausgefallen. Die Behörden machten mit dem Versuch der Illegalisierung von Kirchenasyl trotz aller Gespräche, Absprachen und Vereinbarungen einfach weiter.

© SZ vom 29.07.2017 / epd - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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