Die Stimmung des Generals ist gereizt an diesem 17. Februar 1918. Tage zuvor hat er das Rekruten-Depot im nordfranzösischen Linselles nahe der belgischen Grenze inspiziert. "Unentwickelte Leute mit Kindergesichtern. Wille gut. Mir tut der Gedanke weh, daß dieses junge Blut schon aufs Kampffeld soll", schreibt der 55-Jährige in sein Kriegstagebuch. Seit dreieinhalb Jahren steht Nikolaus Ritter von Endres nun schon mit seinen bayerischen Truppen im Feld, und in der Heimat rumort es. In München haben die Arbeiter von Maffei gestreikt, in Berlin soll sich ein Arbeiterrat gebildet haben, die Bevölkerung hat genug vom Krieg. Einquartiert in Valenciennes im Hause eines französischen Anwalts, schreibt Endres an jenem Februar-Wochenende den tausendsten Feldpostbrief an seine Frau Marie. "Und wie viele werden es noch werden?", sinniert er sodann in seinem Tagebuch.
Erster Weltkrieg:"Solche Briefe sind wirklich nicht leicht"
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Seiner Frau Marie schrieb Nikolaus Ritter von Endres zwischen 1914 und 1918 mehr als tausend Briefe. Sein Tagebuch zeigt den Ersten Weltkrieg aus Sicht eines bayerischen Generals.
Von Dietrich Mittler
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