Ehrung:Der unbekannte Architekt

Lesezeit: 2 min

Stiftungsvorstand Hanspeter Beißer und Landtagspräsidentin Barbara Stamm enthüllen die Bürklein-Gedenktafel im Landtag. (Foto: Rolf Poss)

Landtag benennt Eingangshalle nach Friedrich Bürklein

Von Hans Kratzer, München

Der bayerische Landtag residiert so nobel wie nur wenige andere Volksvertretungen. Immerhin gilt das Maximilianeum als eines der schönsten Parlamentsgebäude der Welt. Erstaunlicherweise ist der Architekt dieses großartigen Bauwerks weitgehend unbekannt. Meistens ist nur vom Bauherrn, König Maximilian II., die Rede, nach ihm ist das Gebäude schließlich benannt. Nun aber wurde auch Friedrich Bürklein (1813 bis 1872), dem Architekten des Maximilianeums, die längst verdiente Ehrung zuteil. Landtagspräsidentin Barbara Stamm und Hanspeter Beißer, der Leiter der Stiftung Maximilianeum, haben der Eingangshalle West des Landtags am Dienstag den offiziellen Namen Friedrich-Bürklein-Halle verliehen. Außerdem wurde eine Wandtafel zu Ehren des Architekten enthüllt.

Für den Fernsehjournalisten und Publizisten Dieter Wieland, der den Festvortrag hielt, war die Würdigung Bürkleins überfällig: "Er hat wirklich jede Ehrung verdient!" Bei der Feier von Bürkleins 200. Geburtstag vor zwei Jahren fiel im Landtag der Beschluss, dessen Leistungen stärker ins Bewusstsein zu heben. Dies sollte durch eine Publikation und durch die Umbenennung eines Raums im Maximilianeum geschehen, wie Stamm erläuterte.

Die Münchner Maximilianstraße, die Friedrich Bürklein im Auftrag von König Maximilian II. plante, fand 1874 mit der Fertigstellung des Maximilianeums ihren Abschluss. Um dem Wunsch des Königs nach einem neuen Baustil gerecht zu werden, kombinierte Bürklein Architekturelemente der englischen Gotik, der Renaissance und des Klassizismus zu einer eigenständigen Formensprache. Seitdem spricht man vom "Maximilianstil".

Das Maximilianeum war ursprünglich keineswegs als Sitz eines Parlaments geplant, sondern als Bildungsanstalt. Seit seiner Vollendung beherbergt es deshalb die Stiftung Maximilianeum für hochbegabte Studenten, die Eigentümerin des Gebäudes ist. Erst 1949 wurde das Maximilianeum auch Sitz des Landtags. Laudator Dieter Wieland brachte den Festgästen in einem luciden Vortrag die Person Bürklein näher, die trotz aller Begabung häufig Schmähungen ausgesetzt war. "Königen zu dienen, war kein Honigschlecken", sagte Wieland. Über Bürklein fiel man besonders grob her. Trotzdem: "München war auf dem Weg zur Weltstadt und Bürklein hat angeschoben", hob Wieland hervor. Berühmt wurde er durch seine Bahnhöfe in München, Augsburg und Würzburg, allesamt im Krieg zerstörte Wunderwerke. In der Maximilianstraße aber hinterließ Bürklein mit der Regierung von Oberbayern und dem Maximilianeum bis heute großartige Spuren.

Bis zum 24. Juni läuft im Landtag die Ausstellung "Die Maximilianstraße und ihr Architekt Friedrich Bürklein": Montag bis Donnerstag 9-16 Uhr und Freitag 9-13 Uhr. Eintritt frei. Das von Wolfgang Fruth verfasste Buch trägt den Titel "Die Maximilianstraße und ihr Architekt Friedrich Bürklein".

© SZ vom 11.06.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: