Edmund Stoiber zum 70. Geburtstag:Huldigungen aller Art

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Zumindest auf das CSU-Hausblatt ist Verlass, wenn es um eine angemessen Würdigung für Edmund Stoiber geht: Mit einer Sonderbeilage huldigen sie dem einstigen Parteichef. Seine Party zum 70. Geburtstag fällt - gemessen an alten Zeiten - hingegen bescheiden aus.

Mike Szymanski

Den Maßstab, wie die CSU runde Geburtstage ihrer Vorsitzenden zu feiern hat, gab - wie sollte es auch anders sein - Franz Josef Strauß vor. Als Strauß im September 1975 seinen 60. feierte, hob der damalige CSU-Vize Franz Heubl zu einer bemerkenswerten Rede an: "Wir feiern die Stärke deiner Persönlichkeit, ihre Unwiederholbarkeit, Einmaligkeit, Besonderheit, einen Mann, auf den die Politiker der Welt schauen, wenn sie auf die CSU schauen; denn alles wird bestimmt von dir."

Das CSU-Hausblatt Bayernkurier veröffentlicht zum 70. Geburtstag von Edmund Stoiber eine Sonderbeilage. (Foto: dpa)

Das war noch wahre Verehrung. Die CSU im Jahr 2011 ist eine andere.

Und so fällt auch die Geburtstagsparty zum 70sten von Ex-Anführer Edmund Stoiber gemessen an damaligen Zeremonien eher sparsam aus. Die eigentliche Sause an Stoibers Geburtstag sponsert gar nicht die CSU, sondern die mächtige Vereinigung der bayerischen Wirtschaft. Kanzlerin Angela Merkel wird unter anderem dazu erwartet. Der CSU-Empfang beginnt erst am Freitag in der wenig pompösen Hanns-Seidel-Stiftung. Das Programm für den Abend klingt eher nach Arbeit als nach Unterhaltung: Der Ex-Politiker und anerkannte Streitschlichter Heiner Geißler kommt, die Gruppe "Blechschaden" spielt, das Schlusswort kommt von Vize-Generalsekretärin Dorothee Bär.

Zumindest auf den darbenden Bayernkurier, dem Hausblatt der CSU, ist in diesen nüchternen Zeiten Verlass. Das Blatt hat sich noch mal richtig ins Zeug gelegt und huldigt Stoiber in einer 20-seitigen Sonderbeilage. Wer Rang und Namen hat ist mit Gastbeiträgen vertreten. Weil bekanntlich nirgendwo mehr geflunkert wird als auf Familienfeiern, lassen so manche Zeilen Raum für Interpretationen. Versteckt sich hinter diesen Worten von CSU-Chef Horst Seehofer womöglich eine feine Gemeinheit? "Nur der, der sich verständlich ausdrücken und auch komplizierte Sachverhalte erklären kann und will, nur der wird in einer Demokratie von den Bürgern akzeptiert und anerkannt." Dies schreibt Seehofer über Stoiber, der sich mit seiner verquasten Transrapid-Rede zum bundesweiten Gespött gemacht hatte.

Und als Bär Bruno in Bayern auftauchte, machte Stoiber das Problem eher größer, als er zwischen dem "sich normal verhaltenden Bären, den Schad- und Problembären" differenzierte. Sei's drum.

Auch Umweltminister Markus Söder meldet sich im Extrablatt des Bayernkuriers zu Wort, outet sich noch einmal als echter "Stoiberianer", was sich ein wenig relativiert hat, weil er - wendig wie er nunmal ist - heute ein echter Seehoferianer ist.

Mehr als nur warme Worte im CSU-Blatt haben Stoibers Kollegen aus der Europäischen Union für den Jubilar übrig, der als Chef-Entbürokratisierer den Vorschriften-Dschungel der EU lichtet. Die Europäische Kommission übernimmt einen Teil der Kosten für Stoibers neues Büro in München, zahlt von Oktober an zwei Arbeitsräume und zwei Mitarbeiter. Ende September läuft nämlich die gesetzliche Vier-Jahres-Frist ab, die einem Ex-Regierungschef Zuwendungen für Büro und Mitarbeiter aus dem Staatshaushalt sichert. Stoibers Unterhalt kostet bisher etwa 420.000 Euro pro Jahr. Nun finanziert ihm die EU teilweise den Arbeitsplatz bis Ende 2012.

© SZ vom 28.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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