Edelkrebse im Rottachsee:Delikatessen aus dem Stausee

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Sie schmecken wie Hummer - und Feinschmecker sind verrückt nach ihnen: In einem See im Oberallgäu sind Edelkrebse heimisch. Harald Müller vom örtlichen Fischverein erklärt, wie die Tierchen in den Fokus der Gourmets gerieten und warum die Fischer mit der Delikatesse kein Vermögen verdienen.

Deniz Aykanat

Ein künstlich angelegter Stausee im Oberallgäu hat sich zum Gourmet-Mekka für Edelkrebse entwickelt. Harald Müller vom örtlichen Fischereiverein Sulzberg-Oy-Mittelberg ist für Marketing und Verkauf der Krebse zuständig und erklärt, wie die Tierchen in den Fokus der Gourmets geraten sind.

Die Edelkrebse (Europäischer Flusskrebs; Astacus astacus) aus dem Rottachsee im Oberallgäu sind ein bisschen kleiner als Hummer, schmecken aber so ähnlich. (Foto: dapd)

Süddeutsche.de: Verraten Sie uns, was so besonders an Ihren Krebsen ist?

Harald Müller: Unsere Krebse schmecken so ähnlich wie Hummer. Sie sind zwar eine bisschen kleiner, aber haben genauso festes Fleisch.

Und mittlerweile fragen sogar Münchner Feinkostläden bei Ihnen nach...

Sogar der Käfer aus München hat unsere Krebse schon gekauft. Die meisten Krebse gehen aber an unsere Stammkundschaft, also an Privatleute.

Wie begann denn der Hype um die Tiere?

Schon früher waren im Rottachsee Krebse heimisch. Doch dann verschmutzte der See zu stark, das hat die Vermehrung beeinträchtigt. Als das Wasser vor 20 Jahren durch die Kläranlagen wieder sauberer wurde, hat man einen Versuch gestartet und wieder Krebse in den See eingesetzt. Vom Wasser her hat alles gepasst, der Untergrund auch und die Tierchen haben sich da im Laufe der Jahre immer wohler gefühlt. Nun vermehren sie sich so gut, dass wir den Bestand regelmäßig abfischen müssen, damit nicht alle Wasserpflanzen weggefressen werden.

Und ganz Bayern ist jetzt verrückt nach den Tierchen...

Die Krebse sind ein Naturprodukt und stammen nicht aus der Zucht - das hat sich bei den Leuten herumgesprochen. Bei der Fischerei Fachberatung gilt der Rottachsee mittlerweile als Deutschlands bestes Krebsgewässer. Es gibt immer weniger Züchter in Bayern, deswegen gibt es auch nicht mehr viele Krebse.

Haben Sie dann die Preise kräftig erhöht?

(lacht) Wir verkaufen die Krebse unterm Niveau und die Preise sind eigentlich immer gleich geblieben - bis jetzt jedenfalls. In erster Linie versorgen wir ja unsere Stammkunden und die wollen wir nicht verprellen.

An das Fleisch von so einem Krebs zu kommen, ist bestimmt viel Arbeit, oder?

Es gibt fünf, sechs Mann im Vorstand, die richtig gut puhlen können. Die machen das natürlich ehrenamtlich und die Familien helfen mit. Bei manchen sammeln sich über 500 Stunden Arbeit im Jahr für Fischerei, Pflege und Bewirtschaftung an.

Gibt es schon einen Edelkrebs-Tourismus?

Tourismus gibt es hier kaum. Nur die Feinschmecker kommen wegen der Krebse. Und ab und zu ein Dieb. Genauso wie manche Leute einfach Fische fangen, gibt es welche, die nachts Krebse aus dem See holen.

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