Denkmalgeschützte Villen:Einstürzende Altbauten

In Ammerland versuchen Behörden und Initiativen, die denkmalgeschützte Max-Villa zu retten, obwohl die Eigentümerin sie abreißen lassen will. Trotz Unterschriftenaktion verfällt das Gebäude - wie viele andere ehemalige Schmuckstücke in der Region. In Bildern.

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(Foto: Hartmut Pöstges)

In Ammerland versuchen Behörden und Initiativen, die denkmalgeschützte Max-Villa zu retten - die Eigentümerin will sie abreißen lassen. Trotz Unterschriftenaktion verfällt das Gebäude - wie viele andere ehemalige Schmuckstücke in der Region. Die Max-Villa am Starnberger See: Von 1875 an verlebte dort die exzentrische Münchner Künstlerfamilie von Max die Sommermonate, Vater Gabriel, der Spiritist und Affenmaler, die Söhne Colombo und Corneille. Nun soll das denkmalgeschützte Haus in Ammerland abgerissen werden. Der Aufschrei am Starnberger See ist laut. Interessenten, die die Villa herrichten würden, gäbe es. Doch im Fenster des ersten Stockes hat die Eigentümerin ein Schild platziert: "Keine Vermietung. Kein Verkauf." Ein Beispiel dafür, wie wenig Denkmalschutz auszurichten vermag, wenn der Eigentümer nicht mitspielt. Obwohl das Landratsamt Zugeständnisse machte, und trotz einer Unterschriftenaktion verfällt die Max-Villa immer mehr - wie etliche andere ehemalige Schmuckstücke in der Region. Text: Katja Riedel

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(Foto: Johannes Simon)

Die Pasinger Kuvertfabrik an der Landsberger Straße wurde im Jahr 1906 erbaut. Heute gilt sie als ein bedeutendes Zeugnis früher Industriearchitektur. Beeindruckend ist zum Beispiel das im Original erhaltene Treppenhaus. Trotzdem muss sie wohl einer neuen Bebauung weichen. Das Gebäude ist eines der "frühesten Beispiele einer Eisenbetonkonstruktion in Bayern", sagt das Landesdenkmalamt. Doch diese Erkenntnis kam erst spät - zu spät. Im Rahmen des Bebauungsplanverfahrens nahmen die Denkmalexperten das Gebäude nur von außen in Augenschein und gaben es zum Abriss frei. Nach Gesprächen mit der Stadt will die Besitzerin, eine Investorengruppe, immerhin prüfen lassen, ob die Fabrik erhalten werden kann. Text: Andreas Schubert

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(Foto: Marco Einfeldt)

Am 15. Oktober 1830 ist das Gasthaus "Otto von Wittelsbach zum Alten Wirt" in Hallbergmoos eingeweiht worden und hat schöne Zeiten erlebt. Heute gilt es als Schandfleck, bis zum endgültigen Verfall ist es nicht mehr weit. Die Decke musste abgestützt werden, damit sie nicht einstürzt. Seit 1993 steht das Gebäude unter Denkmalschutz, und die Eigentümer hatten auch Sanierungspläne. Der Alte Wirt sollte ein Hotel mit Tagungsräumen werden. Daraus wurde nichts, zu teuer wäre die Sanierung gewesen und Anwohner meldeten Protest an. Zwei Hallbergmooser Künstler treffen sich nun jedes Jahr am 15. Oktober mit einer Flasche Sekt vor dem Gemäuer und feiern seinen Namenstag - eine Geste gegen den Verfall. Text: Birgit Goormann, Monika Mayer

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(Foto: Johannes Simon)

Der alte Bauernhof aus dem 19. Jahrhundert an der Brucker Straße zählt zu den wenigen alten Gebäuden, die an eine Zeit erinnern, als Emmering sich noch nicht zur Vorstadt-Siedlung entwickelt hatte. Es steht seit 30 Jahren leer und verfällt. Von der Haustüre bis zum gefliesten Herd beherbergt der Hof noch viele Elemente im Originalzustand. Und er steht sogar unter Denkmalschutz, im Gegensatz zu einem anderen Schmuckstück, einige hundert Meter weiter, das vor Wochen abgerissen wurde. Auch den denkmalgeschützten Hof wollten die Eigentümer vor ein paar Jahren abreißen lassen, suchten dann einen Käufer, aber keiner wollte sich Sanierungskosten von geschätzten 450.000 Euro aufhalsen. Aber es gibt auch ein paar positive Beispiele für Sanierungen in Bayern. Text: Peter Bierl

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(Foto: Günther Reger)

Als Finanzminister Georg Fahrenschon (CSU) im Oktober 2010 den frisch sanierten Kurfürstensaal im Kloster Fürstenfeld einweihte, rückte der fast 20 Jahre währende Streit um die Rekonstruktion des barocken Festsaals in den Hintergrund. Manchem mag es zwar zynisch vorgekommen sein, als Hausherr Fahrenschon von einem besonders geglückten Beispiel "öffentlicher und privater Zusammenarbeit" sprach. Denn schließlich hatte der Verein "Freunde des Klosters Fürstenfeld" das Projekt gegen die Vorbehalte des Ministeriums und der Denkmalschützer durchgesetzt und selbst 750.000 Euro Spenden eingetrieben. Entscheidend war letztlich das Ergebnis: ein neu strahlender Prunkraum. Text: Michael Ruhland

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(Foto: Toni Heigl)

Ein intelligentes Beispiel einer modernen Nutzung historischer Gemäuer ist das Schloss Sulzemoos. Bis in die 1990er Jahre hinein waren die Wirtschaftsgebäude des Anwesens in einem, wie es Schlossherr Michael von Zwehl einmal beschrieben hat, "desolaten Zustand". Zuletzt war dort eine Hühnerfarm untergebracht. Doch Abbruch kam für von Zwehl nicht in Frage. Nach der Kündigung des Pächters suchte er nach einem neuen Konzept und beschloss, die Bausubstanz zu sanieren. Sein Ziel: Denkmalschutz und Wirtschaftlichkeit sollten einander ergänzen. Heute sind auf dem Gut unter anderem Büros und ein Regionalmarkt mit Restaurant untergebracht. Dort finden auch Kulturveranstaltungen statt. Text: Andreas Schubert

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(Foto: Christian Endt)

Der Schleifstein steht noch im Garten: Sonja und Jochen Werner wollten ihrem Haus, das einst wohl einem Schäffler gehörte, seinen Charakter lassen. Zwei Jahre hat das Ehepaar gebraucht, um das Biedermeierhaus in Zorneding zu sanieren. Die vormaligen Besitzer hatten es abreißen wollen, doch da stellte sich der Denkmalschutz quer - und so fiel die Aufgabe der historischen Instandsetzung an den Designer und die Ingenieurin. Die Faschen um die Fenster etwa mussten original modelliert, die Fassade in der ursprünglichen Farbe gestrichen werden. Ganz modern ist die Energieversorgung ohne fossile Brennstoffe, für die das Paar im Jahr 2009 den ersten Energiepreis des Landkreises Ebersberg erhalten hat. Text: Lena Grundhuber

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