CSU:Wie sich Horst Seehofer die Zukunft der CSU vorstellt

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Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer ist sehr bemüht, Markus Söder als seinen Nachfolger zu verhindern. (Foto: AP)

Die strategischen Überlegungen des Ministerpräsidenten nerven die Söder-Anhänger. Denn es geht wieder nur darum, wer wann wo welchen Job haben könnte.

Von Wolfgang Wittl, München

Es hätte ein Gespräch über die Einigung bei den Bund-Länder-Finanzen werden sollen, doch davon musste sich Markus Söder schnell verabschieden. Etwa fünf Minuten dauerte am Montag sein Interview mit dem Bayerischen Rundfunk, in dem das eigentlich vereinbarte Thema eine Randnotiz blieb. Söders anfängliche Gegenwehr ("Wollten wir nicht über die Bund-Länder-Finanzbeziehungen reden?") wich rasch der Erkenntnis, dass Widerstand zwecklos wäre. Denn in und mit der CSU wird wieder mal nur über eines gesprochen: über das Personal und die Frage, wer wann wo welchen Job haben könnte.

Angeheizt hat die Debatte einmal mehr Horst Seehofer. In der Bild am Sonntag hatte der CSU-Chef gesagt, er könne für seine Partei "nicht ewig den Libero machen. Einmal soll ich die absolute Mehrheit in München holen und dann die bayerischen Interessen in Berlin durchsetzen." Seehofer bekräftigte seine Forderung, der CSU-Vorsitzende müsse künftig in Berlin sitzen. Damit käme es zwangsläufig zur Ämtertrennung von Parteichef und bayerischem Ministerpräsidenten. Entweder Seehofer bliebe in München und ein neuer CSU-Chef säße 2017 in Berlin. Oder er selbst wechselt nach Berlin und gibt die Staatskanzlei frei. Diese Variante gilt aber schon deshalb als unwahrscheinlich, da Söder zum Ministerpräsidenten aufsteigen und Seehofer das Leben so noch schwerer machen könnte.

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Seehofers Pläne, die Ämter künftig zu trennen, stoßen bei Söder auf wenig Begeisterung. Er zitiert sogar den Mann, dem er gerne nachfolgen will. Man könne zwar alles strategisch diskutieren, sagte Söder am Montag, "aber Horst Seehofer hat einmal selbst gesagt, dass die Kraft der CSU in der Vereinigung der beiden Ämter liegt". Das Modell habe sich in der Vergangenheit gut bewährt. Überhaupt ist Söder der Ansicht: "Am besten führen wir lieber eine Sach- statt eine Personaldebatte."

Seehofer begründet seine Pläne mit strategischen Überlegungen: Die CSU müsse in Berlin wieder besser aufgestellt sein, um ihr Profil zu schärfen und auch 2018 bei den Landtagswahlen in Bayern erfolgreich abzuschneiden. In der CSU wird aber auch vermutet, Seehofer wolle sein Erbe ordnen, solange er die Kraft dazu habe - und seinen Gegner Söder schwächen. Der lehnt einen Wechsel nach Berlin kategorisch ab. Die Gräben in der CSU werden daher tiefer: Söders Anhänger sind genervt von Seehofers ständigen Andeutungen. Seehofers Leute werfen Söder vor, dass er eine Trennung der Ämter nur akzeptiere, wenn Seehofer selbst eines behalte. Aber nicht bei einem weiteren Kandidaten, der Söders Einfluss auch in Zukunft begrenzen könnte. Daran sei zu erkennen, dass Söder nur persönliche Ziele verfolge.

Auch in der geheimen Sitzung des CSU-Strategieteams soll das Thema am Montag kurz aufgetaucht sein. Jetzt sei nicht die Zeit für Personaldebatten, habe Seehofer gesagt. Die Antwort: schweigendes Nicken.

© SZ vom 18.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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