Tagelang sprachen alle nur über eine Münchner Lösung für die Fahrenschon-Nachfolge - doch am Dienstagabend verdichteten sich Hinweise, dass die Retterin in der Personalnot auch von außen kommen könnte: aus Berlin.
Dort wird Bundesverbraucherschutzministerin Ilse Aigner Interesse an Fahrenschons Posten nachgesagt. Der SZ wurde aus mehreren CSU-Quellen bestätigt, Aigner sondiere gerade ihre Chancen. Dies könne auch mitverantwortlich dafür sein, dass sich die Nachfolgesuche so lang hinziehe, hieß es.
Für Aigner spricht, dass sie anders als Haderthauer oder Söder durchaus finanzpolitische Erfahrung hat: Von 2002 bis 2005 saß sie im Haushaltsausschuss des Bundestags. Die 46-Jährige gilt als durchsetzungsstark und ist in ihrer Partei beliebt.
Ein Sprecher lehnte eine Stellungnahme ab. In Parteikreisen hieß es, ein Wechsel in die Landespolitik könne zwar einerseits zunächst als Rückschritt verstanden werden. Außerdem würde ein Umzug Aigners nach Bayern die Münchner Probleme in die ohnehin labile Berliner Koalition tragen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) müsste sich eine neue Landwirtschaftsministerin suchen.
Andererseits könne Aigners Wechsel aber Teil einer langfristig angelegten Strategie sein: Sie gilt wie Haderthauer, Söder und Innenminister Joachim Herrmann schon länger als eine der Nachfolgekandidaten für Ministerpräsident Horst Seehofer. Aigners Einfluss hatte zuletzt in der CSU spürbar zugenommen. Erst im Sommer wurde sie an die Spitze der mächtigen Oberbayern-CSU gewählt.
Aigner darf man keinesfalls unterschätzen. Auf dem CSU-Parteitag in Nürnberg hat sie vor kurzem bewiesen, dass sie in der Lage ist, Mehrheiten in ihrem Sinne zu organisieren: Ihr gelang es, durch geschicktes Taktieren ihrem Berliner Kabinettskollegen Peter Ramsauer die Wiederwahl als CSU-Vize gegen dessen Herausforderer Peter Gauweiler zu sichern. Auch daran hatte zunächst keiner geglaubt.