CSU:Schwabe, was nun?

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Derzeit auf Rachefeldzug: Georg Schmid. (Foto: picture alliance / dpa)

Verwandtenaffäre, Leserbriefaffäre - und nun ein Duo auf Rachefeldzug: Die Schwaben haben wohl nicht zugehört, als Ministerpräsident Horst Seehofer kürzlich "Einsatz, Disziplin, Trittsicherheit" von seinen Christsozialen gefordert hat. Sie liefern stattdessen nur Mist, Murks und Malheur.

Von Hans Kratzer

Das King's College in London hat herausgefunden, dass sich die im Internet kursierenden Videoclips aus Altbayern überwiegend mit Inhalten sexueller Art, jene aus Schwaben aber eher mit finanziellen Dingen beschäftigen. Diese Erkenntnis deckt sich auf frappierende Weise mit den Gepflogenheiten dieser Volksgruppen im bayerischen Landtag, also zumindest was den materiellen Eifer der Abgeordneten angeht. Blickt man kurz auf das politische Bayern, so ist nicht zu leugnen, dass die Verwandtenaffäre, also das virtuose Abzweigen von Staatsgeldern in die eigene Tasche, vor allem ein schwäbisches Phänomen ist.

In der Landespolitik lassen sich die Schwaben mittlerweile nach verschiedenen Fettnapf-Kategorien sortieren. Neben der Verwandtenaffären-Fraktion (Schmid, Pschierer, Rotter, Güller und Winter) gibt es noch die Zensur-für-Leserbriefschreiberinnen-Fraktion (Hohenhau und Kränzle) und ein Rachefeldzug-Duo, bestehend aus dem abgelösten CSU-Fraktionschef Schmid und dem Landrat Rößle. "Einsatz, Disziplin, Trittsicherheit", hat Ministerpräsident Seehofer kürzlich von den Christsozialen gefordert, aber die Schwaben liefern stattdessen Mist, Murks und Malheur.

Als sie vor mehr als 200 Jahren von Napoleon kaltblütig mit den Altbayern und den Franken zu einem neuen Großbayern zusammengezwängt wurden, hat das den Schwaben zwar nicht gefallen, aber sie halfen geschickt und tatkräftig mit, das neue Bayern nach vorne zu bringen. Die Rivalität zu den Altbayern aber blieb bestehen. Die Freunde im Osten waren für die Schwaben immer nur die Saubayern, weil sie glaubten, Gott habe die Welt auf einer Lechbrücke erschaffen, indem er in östliche Richtung "Es sei!" (ös Säu!) befahl.

Tatsächlich fuhren die Altbayern mit dem Schweinehandel nicht schlecht. Mit diesem ehrlichen Geschäft kamen sie zu Wohlstand, während die Schwaben auf krummen Wegen nun Schiffbruch erleiden. Dennoch brauchen sich die Altbayern und die Schwaben dringender denn je. Schließlich gilt es, die Franken im Zaum zu halten, die gemäß dem alten Volksspruch lediglich das gemeinsame Kind sind: "Ein Bayer und ein Schwab, die schissen in ein Grab. Aus dem Gestank, entstand der Frank."

© SZ vom 28.06.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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