Bildung:Kurzform von "Mein Kampf"

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Spaenle schlägt neues Textheft als Quelle für Schulunterricht vor

Von Tobias Ott, München

Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) will die komplette kommentierte Ausgabe von Adolf Hitlers "Mein Kampf" nicht im Schulunterricht verwendet wissen. "Diese Fassung als unmittelbares Lehrmittel einzusetzen, halte ich für schwer praktikabel und nicht geeignet", sagte Spaenle am Donnerstag im Bildungsausschuss des Landtags. Er sprach sich vielmehr dafür aus, im Geschichtsunterricht nur Auszüge aus der kommentierten Fassung von Hitlers "Mein Kampf" als Quelle zu nutzen. Eine 63-seitige Ausgabe hat die Bayerische Landeszentrale für politische Bildungsarbeit nun herausgebracht. Spaenle empfiehlt das Heft aus der Reihe "Einsichten und Perspektiven" mit dem Titel ",Mein Kampf' in der historisch-politischen Bildung" für den Unterricht. Es handle sich dabei um eine qualifizierte und valide Vorlage, mit der Lehrkräfte Konzepte für den Unterricht entwickeln könnten, sagte Spaenle.

Vor einem Jahr liefen die Urheberrechte für Adolf Hitlers Hetzschrift "Mein Kampf" aus und das Institut für Zeitgeschichte (IfZ) brachte eine komplett kommentierte Fassung in zwei Bänden auf den Markt. Seitdem steht es den Lehrern frei, diese für den Unterricht an den bayerischen Gymnasium zu verwenden.

Die Kurzfassung allerdings hält Spaenle für besser einsetzbar. "Wir wollten keine Fließbandhandreichung", sagte Monika Franz von der Landeszentrale für politische Bildungsarbeit, die darüber hinaus auch eine auf drei Bände konzipierte Publikation zur Geschichte des Nationalsozialismus in Auftrag gegeben hat, in die auch "Mein Kampf" entsprechend eingeordnet werden soll.

Unveränderte Nachdrucke von "Mein Kampf" hätten an den Schulen im Freistaat keinen Platz. "Hitlers Originaltext hat unkommentiert an Bayerns Schulen nichts verloren", betonte Spaenle. Eine Verbreitung des Urtextes ohne wissenschaftliche Kommentierung werde unterbunden und mit allen rechtsstaatlichen Möglichkeiten verfolgt. Dennoch ist für den Kultusminister "Mein Kampf" eine wichtige Quelle für das krude Weltbild der Nationalsozialisten. "Die Nutzung dieser Quelle muss in eine umfassende Beschäftigung mit dem Holocaust eingebettet sein", sagte Spaenle.

Der Ausschussvorsitzende Martin Güll (SPD) möchte das Themenheft nicht nur an Schulen, sondern auch an anderen Bildungseinrichtungen einsetzen: "Ich will dieses Thema in die gesamte politische Bildungsarbeit eingebettet wissen", sagte er.

Michael Piazolo von den Freien Wählern betonte, dass sich durch das Ende des Urheberrechts und der wissenschaftlichen Aufarbeitung der Hetzschrift an der Geschichte nichts ändere. "Vor einer Konzentration auf Hitler und ,Mein Kampf' warne ich", sagte er.

Wie und ob überhaupt das neue Textheft der Landeszentrale an den bayerischen Schulen tatsächlich verwendet wird oder ob es nur einen prominenten Platz im Bücherregal findet, will Spaenle dem Bildungsausschuss im Herbst mitteilen. Das Gremium beauftragte ihn mit einem entsprechenden Bericht.

© SZ vom 03.02.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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