Bayerns lustigste Ortsnamen:Gute Luft in Pups

Wie steht es um die Winde in "Pups"? Herrscht in "Schabernack" allzeit gute Laune? Und hausen in "Krötennest" Frösche? Bayerns kurioseste Ortsnamen - und was sie bedeuten. In Bildern.

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Ortsschilder Namen

Quelle: Graphik: sueddeutsche.de, S. Kaiser

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Sind die Winde in "Pups" übelriechend? Herrscht in "Schabernack" allzeit gute Laune? Und hausen in "Krötennest" tatsächlich Frösche? Zwei Bücher begeben sich auf die Spur von Bayerns lustigsten Ortsnamen. Die schönsten Erklärungen aus Die Wahrheit über Pumpernudel von Susanne Franke und Stefan Hackl sowie aus Bayerns lustigste Ortsnamen von Jürgen Neumann und Johannes Prokopetz. Zusammengestellt von Tobias Dorfer.

Ursulapoppenricht

Der kleine Weiler, der zum Markt Hahnbach in der Oberpfalz gehört, hat wohl einen der längsten Ortsnamen im Freistaat. Ursulapoppenricht ist auch den Bewohnern zu lang, so dass der Ort inzwischen mit "Upo" abgekürzt wird. Doch woher stammt der Name? In "Upo" geht man davon aus, dass dies die Schuld des Bamberger Ministralen Poppo von Stierberg war. Der soll die Villa Poppenreuth im Jahr 1216 an das Kloster Prüfening abgetreten haben. Und der erste Teil? Der könnte sich auf die Dorfkirche Sankt Ursula beziehen.

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Schmarrnzell

Wahrscheinlich erzählen die Bewohner von Schmarrnzell einen echten Schmarrn zusammen - könnte man meinen. Oder, das wäre die schmeichelnde Variante, der Kaiserschmarrn schmeckt dort besonders gut. Weit gefehlt. Wahrscheinlich ist dieser Name eines kleinen Dorfes bei Dachau einem Personennamen geschuldet. Quellen deuten darauf hin, dass das heutige Schmarrnzell auf eine Person namens Smärigo zurückzuführen ist, dessen Hof hier einst stand.

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Pups

Natürlich kommen sie immer wieder, die ebenso naheliegenden wie abgegriffenen Witze. Wenn die Besucher Späße über die Qualität des Windes machen - oder über den offenbar so ertragreichen Bohnenanbau spekulieren. Der Name von Pups, südöstlich von München gelegen und knapp sechs Kilometer von Feldkirchen entfernt, bezieht sich nicht auf übelriechende Winde. Denn der Begriff Pups, als Synonym für den "Furz", entstand demnach erst im 18. Jahrhundert. Der oberbayerische Ort wurde dagegen schon im 14. Jahrhundert "Pupfs" geschrieben. Einem Gerücht zufolge leitet sich der Name des Ein-Haus-Ortes von einem alten Römer ab, der in der Nähe gewesen - und sich "Pupis" genannt haben soll.

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Schabernack

Das Leben in Schabernack war früher gar kein Spaß. Denn die Landschaft um den zum Markt Schöllkrippen in Unterfranken gehörigen Ort wirkte vor Jahrhunderten auf den Betrachter offenbar wie ein "geschabter Nacken". Gerodete Bäume und abgesägte Baumstämme, die offenbar wie rasierte Bartstoppeln aussahen, prägten seinerzeit das Landschaftsbild. Immerhin: Dieses Manko wurde bis heute behoben. Der Name ist allerdings geblieben.

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Plöd

Böse Zungen könnten sagen, die Bewohner des Weilers Plöd sind sogar zu dumm, ihren Ortsnamen richtig zu schreiben. Weit gefehlt. Denn wahrscheinlich sind die Plöder nicht blöder als der Rest der Republik. Doch woher kommt der Name des kleinen Weilers im Landkreis Rosenheim? Im Jahr 1234 wurde der Ort noch Engelsprech genannt. Wahrscheinlich hat in diesem Ort ein gewisser Herr Plöd oder Blöd gewohnt. Woher dessen Name stand, ist nicht überliefert. Nur so viel: Das mittelhochdeutsche Adjektiv "bloede" stand auch für "zaghaft" und "schwach".

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Hausmann

Bayern ist konservativ? Von wegen! Wieso sollte es sonst Ortschaften geben, die die Emanzipation quasi im Namen tragen? Doch ganz so einfach ist es auch wieder nicht. Denn in der Tat leitet sich der Name des kleinen Dorfes bei Inzell vom "husman", also dem Hausmann, ab. Doch wer glaubt, dass dieser früher vor allem Kinder hütete, Essen kochte und das Haus sauber hielt, der täuscht sich: Der Hausmann war eher ein Hausverwalter oder ein Burgverwalter. Und der dürfte gegen einige helfende Frauenhände keine Einwände gehabt haben.

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Pumpernudl

Eines der begehrtesten Mitbringsel aus dem Freistaat scheint ein Ortsschild zu sein. Im Dorf Pumpernudl im Landkreis Freising kann man ein Lied davon singen - regelmäßig wird das Schild geklaut. Nur: Warum heißt Pumpernudl eigentlich Pumpernudl? Ein Bewohner glaubt, der Name hinge mit der kargen Landschaft zusammen, in der sich wenig Butter und Schmalz herstellen ließ - was wiederum zur Folge hatte, dass die Nudeln hart waren und wenn sie auf den Boden fielen ordentlich "pumperten". Wahrscheinlicher ist jedoch ein anderer Ursprung des Namens: In dem Manuskript einer Pfarrei aus dem Jahr 1491 ist von einem "Hans der Pumperlurer" die Rede - er dürfte der Namensgeber dieses Ortes gewesen sein. Und das wiederum könnte der Spottname für einen Menschen gewesen sein, der sich beim "luren" (heimlich etwas beobachten) ziemlich tollpatschig anstellte.

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Petting

Ein Schlem, wer Böses denkt: Denn der Name des kleinen Pfarrdorfs im Landkreis Traunstein hat eine Herkunft, die sich weit oberhalb der Gürtellinie abspielt. Er bezieht sich auf den althochdeutschen Namen "Petto".

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Ochsenschenkel

Saftige Wiesen, grasende Rinder, leckeres - für Vegetarier ungeeignetes - Essen: Der Ort Ochsenschenkel ruft sofort derartige Assoziationen hervor. Zu Unrecht. Denn wer in die Chroniken des kleinen Weilers in Mittelfranken schaut, der sieht, dass der Ort im 16. Jahrhundert mit "ufm (auf dem - Anm. der Redaktion) Ochsenschenkel" bezeichnet war. Die Form der Landschaft gleicht offenbar ziemlich genau einem Ochsenschenkel. Wie die Namensgeber auf diesen Zusammenhang kamen, bleibt jedoch ihr Geheimnis.

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Köln

Nein, das ist kein Karnevalsscherz: Köln liegt in Bayern. Zumindest ein kleines Köln mit einer Handvoll Häusern, das sich an der Staatsstraße 2089 im bayerischen Inntal befindet. Der Name der kleinen Siedlung stammt aus dem Römischen. "Colonia" heißt dort Siedlung. Und während in Nordrhein-Westfalen aus der Siedlung eine Metropole mit fast einer Million Bewohnern wurde, ist das bayerische Köln halt ein wenig kleiner geblieben.

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Krötennest

Dass in Krötennest nahe Kulmbach früher jede Menge Frösche hausten, ist der naheliegendste Gedanke. Und in der Tat: Er ist richtig. Denn der Name stammt offenbar aus dem Mittelhochdeutschen und da heißt "grothe" tatsächlich "Kröte". Wahrscheinlich haben sich seinerzeit einfach viele Frösche und Kröten in der sumpfigen Gegend um den Bach herum angesiedelt.

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Tittenkofen

Zugegeben, wer sich auf die Suche nach dem Ursprung des Ortsnamens von Tittenkofen bei Erding in Oberbayern macht, dem fällt schnell eine naheliegende Assoziation ein. Doch die ist falsch. Denn das Dorf hat seinen Namen von einem Mann namens Tuto bekommen.

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Kloo

Wer beim Namen der kleinen Einöde bei Miesbach unweigerlich ans stille Örtchen denkt, der tut dem Ort unrecht. Denn auch in diesem Fall bezieht sich der Titel auf einen Familiennamen. Bliebe noch die Frage, warum ein Landwirt Kloo heißt. Doch auch diese Frage lässt sich rasch beantworten. Im Mittelhochdeutschen stand "klo" auch für die Begriffe "Kralle" oder "Klaue". Gut möglich, dass der frühere Bewohner gerne mal "die Krallen zeigte" - oder einfach nur viel mit Klauentieren (z.B. Rindern) zu tun hatte.

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Katzenhirn

Man kann den Katzen eine gewisse Schläue nicht absprechen - vor allem, wenn es darum geht, an Nahrung zu kommen. Dass der Ortsteil der schwäbischen Stadt Mindelheim aus diesem Grund Katzenhirn genannt wird, darf getrost ausgeschlossen werden. Vielmehr dürfte der kleine Weiler seinen Namen von einem Bewohner erhalten haben - der, dieser Familienname war bereits im 16. Jahrhundert bekannt, Katzenhirn geheißen haben könnte. Mit "Hirn" muss dabei nicht unbedingt der Intelligenzquotient gemeint sein - sondern die Schädelform.

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Ficker

Wer von diesem kleinen Einödhof im Landkreis Altötting hört, der denkt, dass es hier einmal drunter und drüber gegangen sein muss. Und das ist tatsächlich nicht von der Hand zu weisen. Denn sprachlich leitet sich Ficker von dem Wort Futker ab - wobei "vut" für die weibliche Scham steht und "ker" als bairische Schreibvariante von "ger" für eine Waffe zum Werfen und Stoßen. Bei dem Ortsnamen dürfte es sich somit um einen Spottnamen handeln. Wie es zu diesem Spottnamen kam, bleibt natürlich das Geheimnis der seinerzeit Beteiligten.

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Elend

Keine Angst, so schrecklich ist es in Bayern auch wieder nicht - auch wenn es den Ort "Elend" stolze sieben Mal im Freistaat gibt. Unter anderem nahe Perasdorf in Niederbayern. Dass hier das Essen miserabel und die Landschaft grauenhaft sein soll, ist nicht mehr als ein schlechtes Gerücht. Denn Elend leitet sich hier vom mittelhochdeutschen Wort "ellende" ab - und das bedeutet nichts weiter als "einsames Land". Was natürlich für so manchen dennoch ein Elend sein kann.

Die Informationen stammen aus den Büchern "Die Wahrheit über Pumpernudel" von Susanne Franke und Stefan Hackl (Nymphenburger Verlag) sowie aus "Bayerns lustigste Ortsnamen" von Jürgen Neumann und Johannes Prokopetz (Societäts Verlag).

© sueddeutsche.de
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