Bahn:Züge zwischen Salzburg und Freilassing fahren bald wieder

Flüchtlinge an der deutsch-österreichischen Grenze

Bundespolizisten stehen an einem Grenzschild an der deutsch-österreichischen Grenze zwischen Salzburg und Freilassing.

(Foto: dpa)
  • In Kürze sollen erstmals wieder Regionalzüge von Salzburg über die Grenze nach Freilassing fahren.
  • Flüchtlinge sollen diese Verbindungen nicht nutzen - dies soll durch Kontrollen an den Bahnsteigen verhindert werden.
  • Der Fernverkehr auf der Strecke bleibt unterbrochen.

Von Heiner Effern, Andreas Glas und Daniela Kuhr, Freilassing/Passau

Nach mehr als drei Wochen Stillstand sollen am Donnerstag erstmals wieder Meridian-Regionalzüge von Salzburg über die Grenze nach Freilassing fahren. Das bestätigte eine Sprecherin des privaten Bahnunternehmens. Gemeinsam mit den Österreichischen Bundesbahnen ÖBB, die die S-Bahn zwischen den beiden Städten betreiben, werde man einen Zwei-Stunden-Takt anbieten.

Bereits am Mittwoch sollen von Deutschland nach Österreich die ersten Garnituren verkehren. Diese werden aber in Salzburg noch keine Passagiere aufnehmen. Vertreter der ÖBB und des Meridians, der den Nahverkehr zwischen München und Salzburg betreibt, hatten sich am Montag getroffen, um möglichst schnell einen Notfahrplan zu organisieren.

Kontrollen an den Bahnsteigen

Dabei gilt es, die Vorgabe der Bundespolizei zu erfüllen, möglichst keine oder kaum Flüchtlinge über die Grenze nach Deutschland zu transportieren. Das soll laut Innenministerium mit Kontrollen am Bahnsteig, kurzen Zügen und einem vorerst großzügigen Takt erreicht werden.

Die Bundespolizei wird die Züge am Grenzbahnhof Freilassing vorrangig abfertigen. Die Meridiane sollen dann bis München durchfahren. "Nun scheinen wir einen Weg gefunden zu haben, diese vielgenutzte und für unsere Kunden so wichtige Strecke nach Salzburg wieder bedienen zu können. Unser Ziel ist es, bald wieder unseren normalen Fahrplan anbieten zu können", sagt Meridian-Chef Bernd Rosenbusch.

Bisher sahen sich die Bahn-Betreiber nicht imstande, in Salzburg den Zustieg der vielen Flüchtlinge zu verhindern. Die Bundespolizei hätte die voll besetzten Waggons frühestens am Freilassinger Bahnhof kontrollieren können. Das hätte aber zu so vielen Stunden Verspätung pro Zug geführt, dass der Fahrplan zusammengebrochen wäre. Deshalb setzten sie den Verkehr freiwillig aus.

Warum der Fernverkehr unterbrochen bleibt

Beim Fernverkehr auf der Strecke Salzburg-München wird das vorerst so bleiben. Die Deutsche Bahn, die dort normalerweise in Kooperation mit den Österreichischen Bundesbahnen IC- und EC-Züge sowie Railjets fahren lässt, hatte sich ebenfalls entschieden, den Zugverkehr vorübergehend einzustellen.

Zu Beginn der Grenzkontrollen am 14. September hätten in den Zügen aus Salzburg Richtung Deutschland bis zu 700 Flüchtlinge gesessen, heißt es aus Bahnkreisen. Teilweise benötigten die Bundespolizisten drei Stunden, um einen einzigen Zug zu kontrollieren.

Verbindung aus Wien funktioniert

Das wiederum hatte weitere Verspätungen bei anderen Zügen zur Folge, sodass die Bahn beschloss, die Linie zu unterbrechen. Zunächst nur bis 4. Oktober, inzwischen wurde die Unterbrechung aber bis 12. Oktober verlängert. Ob danach de Fernverkehr wieder aufgenommen wird, ist aber äußerst zweifelhaft.

Besser sieht es auf der Verbindung aus Wien aus. Von dort fahren immer noch regelmäßig ICE-Züge der Deutschen Bahn über Passau weiter nach Nürnberg oder auch Frankfurt. Das liegt daran, dass diese Strecke bei weitem nicht so stark von Flüchtlingen genutzt wird wie die Strecke von Salzburg aus.

Die Kontrollen durch die Bundespolizei finden dort allerdings auch nicht im Zug statt, sondern auf dem Bahnsteig. Flüchtlinge, die beispielsweise in Passau aussteigen, werden dort auf dem Bahnsteig von Bundespolizisten in Empfang genommen, sodass der Zug sofort weiterfahren kann. Derzeit sind es etwa 4000Menschen pro Tag.

Sonderzüge für Flüchtlinge

Neben den regulären ICE und Regionalbahnen fahren täglich mehrere Sonderzüge aus dem österreichisch-ungarischen Grenzort Nickelsdorf und anderen Teilen Österreichs nach Passau. "Jeder Zug wird angehalten und kontrolliert, die Migranten steigen aus und werden bei uns der Registrierung zugeführt", sagt Bundespolizeisprecher Frank Koller.

Auf der Strecke von Salzburg nach München hätte diese Vorgehensweise jedoch wegen der viel größeren Zahl von Flüchtlingen nicht funktioniert. Ziel sei aber, möglichst bald wieder regulären Zugverkehr zwischen München und Salzburg anzubieten, sagte ein Bahnsprecher. Die einzigen Züge, die in den vergangenen Tagen auf dieser Strecke gefahren sind, waren Sonderzüge.

Etwa vier mal am Tag fährt die Bahn auf Anweisung der Behörden rund 500 Flüchtlinge von Salzburg zu verschiedenen Orten in Deutschland, beispielsweise nach Berlin, Düsseldorf, Mannheim oder Leipzig. Insgesamt hat sie in den vergangenen vier Wochen mehr als 150 000 Flüchtlinge in 1500 Zügen, davon fast 150 Sonderzüge, durch Deutschland befördert.

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