Auszeichnung:Retter des kulturellen Erbes

Lesezeit: 2 min

Vorbildlich renoviert: die Votivkapelle von Berg am Starnberger See. (Foto: Wittelsbacher Ausgleichsfonds/Quirin Leppert)

Seit 40 Jahren ehrt der Freistaat Menschen, die Bauwerke vor dem Verfall bewahren und wieder zukunftsfähig machen, mit der Denkmalschutzmedaille

Von Hans Kratzer, München

30 Persönlichkeiten und Einrichtungen aus allen Regierungsbezirken Bayerns sind im Landesamt für Denkmalpflege in München mit der Denkmalschutzmedaille ausgezeichnet worden. Kunstministerin Marion Kiechle erwähnte bei der Verleihung, seit dem Start vor 40 Jahren sei die Denkmalschutzmedaille mittlerweile mehr als 1000 Menschen verliehen worden. Was man dafür leisten muss, das fasste sie folgendermaßen zusammen: "Die Preisträger haben Bau- und Kunstdenkmäler vor dem Verfall bewahrt und sie durch Instandsetzungen in die Zukunft geführt."

Die Ministerin würdigte Denkmäler als Geschichtsquellen, die viel über die Vergangenheit verraten könnten. Anders als schriftliche Quellen täten sie dies unkommentiert - "sie transportieren Fakten, nicht Meinungen." Die Träger der Denkmalschutzmedaille bewahrten mit ihrem Engagement das kulturelle Erbe Bayerns, sodass auch nachfolgende Generationen aus diesen Quellen schöpfen könnten, bilanzierte Kiechle. Menschen wie sie seien ein großes Glück für die bayerische Denkmallandschaft. Was man sich über die Worte der Ministerin hinaus stets dazudenken muss: Immer mehr zerstörerische Kräfte wie Profitstreben, Ignoranz und Siedlungsdruck bedrohen den Fortbestand dieser Denkmallandschaft.

Zu den aktuellen Trägern der Denkmalschutzmedaille gehört der Wittelsbacher Ausgleichsfonds (WAF), der für die kürzlich abgeschlossenen und als mustergültig bewerteten Sanierungs- und Restaurierungsarbeiten an der Votivkapelle in Berg (Landkreis Starnberg) belobigt wurde. Der WAF hat den Auftrag, das ihm anvertraute kulturelle Erbe des Hauses Wittelsbach zu bewahren, sagte Michael Kuemmerle, Vorsitzender der Geschäftsführung des Wittelsbacher Ausgleichsfonds.

Die 22 Meter hohe Deckenmalerei in der Votivkapelle Berg gilt als eine besondere Preziose. In der Kuppel blicken die acht Patrone der bayerischen Diözesen unter dem Schutz der Patrona Bavariae vom azurblauen Himmel, umgeben von mediterranen Palmen. Die Szenerie bricht in ihrem byzantinisch-romanischen Stil mit vielem, was der Betrachter gemeinhin aus der hiesigen Kirchenkunst kennt. Allerdings hat sich in den vergangenen 120 Jahren im Mauerwerk Feuchtigkeit angesammelt, wodurch die Wand- und Deckenmalereien in der zu Ehren von König Ludwig II. errichteten Gedächtniskapelle beschädigt wurden. "Bedingt wird die hohe Feuchtigkeit durch Undichtigkeiten im Bauwerk, durch das Klima und die Lage der Votivkapelle nahe am Starnberger See", erklärte Martin Spaenle, leitender Architekt des Projekts.

Ein erfahrenes Team von Restauratoren, Steinmetzen, Architekten sowie ein Bauchemiker und ein Statiker restaurierten in den vergangenen vier Jahren die 1896 von Prinzregent Luitpold von Bayern in Auftrag gegebene Gedächtniskapelle. Neben der Sanierung der Malereien wurden die spröde gewordenen Verfugungen der Fassade und das Dach ausgebessert, defekte Fenster ausgetauscht und die Portale erneuert. Die Kapelle zeigt vorbildhaft, wie eine Sanierung im Sinne des Denkmalschutzes gelingen kann. "Nicht jede der technischen Möglichkeiten ist nachhaltig im Sinne des Denkmalschutzes. Daher haben wir uns bei der Auswahl der Materialien am Gebäude orientiert und von einem Bauchemiker prüfen lassen, welche Werkstoffe langfristig geeignet sind", sagte Restaurator Klaus Klarner. Ein Monitoring soll künftig klimatische Messungen auswerten, um den optimalen Erhalt des Bauwerks zu gewährleisten. Besucher können die Votivkapelle jährlich von April bis einschließlich Oktober besichtigen.

Die Journalistenpreise gingen in diesem Jahr an Alfred Dürr ( Süddeutsche Zeitung) und an Daniela Röllinger ( Die Kitzinger). Ausgezeichnet wurde außerdem die Europäische Holocaustgedenkstätte Stiftung e.V. für die Konservierung der Tonröhrenbauwerke des ehemaligen KZ-Außenlagers "Kaufering VII" in Landsberg am Lech. Die Katholische Kirchenstiftung Ensdorf St. Jakob wurde für die Instandsetzung der Pfarrkirche St. Jakobus in Ensdorf (Kreis Amberg-Sulzbach) geehrt. Auch die Gemeinde Feldafing (Kreis Starnberg) erhielt die Denkmalschutzmedaille, und zwar für den Umbau des ehemaligen Bahnhofs zum Rathaus mit Bürgersaal. Sylvia und Helmut Well bekamen die Auszeichnung für die Instandsetzung einer ehemaligen Mühle in Aichach-Unterschneitbach (Kreis Aichach-Friedberg).

Die Broschüre "Denkmalschutzmedaille 2018", in der alle Preisträger und ihre Projekte ausführlich vorgestellt werden, kann beim Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege (Hofgraben 4, 80539 München) bestellt sowie im Internet unter www.blfd.bayern.de heruntergeladen werden.

© SZ vom 03.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: