Auslandspartnerschaft:Ein bayerisches Haus in Senegal

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Europaministerin Beate Merk, der Abgeordnete Charles Huber und André Gueye, der Bischof von Thiès (rechts). (Foto: oh)

Staatsregierung investiert in Ausbildung junger Menschen

Da ist etwa die Sache mit den Mangos, sagt Europaministerin Beate Merk. In Senegal, wo Merk gerade recht laut ins Telefon sprechen muss, weil die Verbindung schlecht ist, verkaufen die Leute Mangos auf der Straße. Kriegen sie aber nicht alle los, verfaulen die Früchte oft in ihren Körben. Dass man aus ihnen auch Chutney machen kann oder Essig, auf die Idee kämen die meisten gar nicht. "Die Eigeninitiative muss erst noch geweckt werden", sagt Merk.

Dazu will auch der Freistaat seinen Beitrag leisten. Am Mittwoch eröffnete Merk das erste bayerische Haus im Senegal in der Stadt Thiès. 70 Kilometer östlich der Hauptstadt Dakar weht von jetzt an auch die bayerische Fahne. Jungen Menschen, die nicht wissen, wie sie nach der Schule ihr Geld verdienen sollen, wird im bayerischen Haus eine Art Berufsberatung angeboten. Außerdem finanziert der Freistaat einen neu eingerichteten Ausbildungslehrgang zur Solartechnik. Für Merk eine Branche, die für viele junge Leute in Senegal eine Zukunftsperspektive bieten könnte. "In einem Land, in dem die Elektrifizierung noch nicht weit fortgeschritten ist, kann man mit Solarstrom viel machen", sagt sie. Insgesamt investiert der Freistaat drei Millionen Euro in dem westafrikanischen Land. Das Projekt entstand in Kooperation mit den Erzbistümern Thiès und Bamberg, die durch ihre elfjährige Partnerschaft das Fundament für das bayerische Engagement in Senegal legten. Das Kompetenzzentrum wurde von der Deutschen Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit realisiert.

Ziel des Freistaats ist es, den Menschen in ihren Heimatländern eine Zukunft zu bieten, damit sie am Ende nicht in Asylunterkünften in Bayern landen. Derzeit leben dort etwa 1300 Senegalesen. Ihre Aussichten auf Asyl sind bei einer Anerkennungsquote von 1,4 Prozent mehr als schlecht, da Senegal als sicheres Herkunftsland gilt. Trotzdem treibt die Perspektivlosigkeit in ihrem Land jährlich Tausende nach Europa, meist über den gefährlichen Weg über das Mittelmeer. Trotz eines Wirtschaftswachstums von sechs Prozent sind viele arbeitslos. Etwa 30 Prozent der Hochschulabsolventen finden keinen Job. 45 Prozent der Jugendlichen verfügen über keine Berufsausbildung.

Merk wird deshalb oft die Frage gestellt, ob ihr bayerisches Haus da nicht nur ein Tropfen auf den heißen Stein sei. Sie selbst sieht das nicht so. Insgesamt investiere der Freistaat 25 Millionen Euro in die Entwicklungszusammenarbeit, so viel wie kein anderes Bundesland. "Wenn jedes Bundesland das täte, könnten wir viel erreichen", sagt Merk.

© SZ vom 22.02.2018 / nell, kna - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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