Asylunterkunft:Vorwürfe nach Brand in Bamberg

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Asylbewerber wirft Wachdienst vor, Feuerwehr spät alarmiert zu haben

Von Olaf Przybilla, Bamberg

Die Polizei ist Vorwürfen nachgegangen, denen zufolge Security-Mitarbeiter bei dem Brand in der zentralen Asylunterkunft in Bamberg in der Nacht zum Mittwoch zu spät die Feuerwehr alarmiert haben sollen. Nach der Darstellung eines Asylbewerbers im Bayerischen Rundfunk soll der Wachdienst nicht sofort die Feuerwehr verständigt haben, obwohl er ihn darauf hingewiesen habe, dass es sich nicht um Fehlalarm handele. Nach Angaben des Flüchtlings wurde der Rauchalarm bereits um 2.30 Uhr ausgelöst. Er habe daraufhin den Hauptalarm für den gesamten Wohnblock betätigt. Nach Angaben des Stadtbrandrats Matthias Moyano war der erste Notruf um 2.59 Uhr bei der Integrierten Leitstelle eingegangen, zehn Minuten später traf die Feuerwehr am Camp ein. Man kenne die Vorwürfe einer "angeblichen Zeitverzögerung", sagte ein Polizeisprecher. Es gebe aber "keine Anhaltspunkte", dass es zu Verzögerungen gekommen ist, erklärte Oberstaatsanwalt Otto Heyder. Bei dem Brand war ein 28-jähriger Eritreer ums Leben gekommen. Für das Feuer dürfte der Mann laut bisherigen Ermittlungen "selbst verantwortlich gewesen sein".

Angesichts der Vorwürfe sei es im Interesse der Regierung von Oberfranken, "Licht ins Dunkel zu bringen", sagte Sprecher Jakob Daubner. Dies könne nur die Polizei. Die einzelnen Wohnungen im Camp sind mit Rauchmeldern ausgestattet. Auf den Gängen sind Druckknöpfe, mit denen Hausalarm ausgelöst werden kann. Dieser geht nicht direkt bei der Feuerwehr ein, sondern beim Wachdienst. Dieser muss laut Aufgabenverteilung zunächst nachschauen und dann gegebenenfalls den Notruf auslösen. Dieses Verfahren sei in Asyleinrichtungen üblich, sagte Daubner. Mit Piktogrammen würden Flüchtlinge zusätzlich darauf hingewiesen, was im Brandfall zu tun ist. "Natürlich kann jeder Bewohner aber auch jederzeit direkt die 112 wählen", sagte Daubner. Dass die Häuserblocks nicht mit Rettungstreppen an der Fassade ausgestattet sind - wie einzelne Flüchtlinge kritisieren - bestätigte der Regierungssprecher. Die Fluchtwege seien aber feuerpolizeilich vom Stadtbrandrat überprüft worden, für Außentreppen besteht demnach keine Notwendigkeit.

Dass mit den Meldeknöpfen auf den Hausfluren nur der Wachdienst alarmiert wird, nicht direkt die Feuerwehr, hält Stephan Theo Reichel, Geschäftsführer von "matteo - Kirche und Asyl", für einen "Riesenfehler im System". Ob sich jemand schuldig gemacht habe, müsse natürlich die Staatsanwaltschaft beurteilen. Er aber halte Schilderungen von Flüchtlingen, wonach es 40 Minuten gebraucht habe vom ersten Rauchalarm in der Wohnung bis zum Eintreffen der Feuerwehr, für "sehr plausibel".

© SZ vom 17.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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