Artenschutz:Der nächste Luchs ist weg

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Im Bayerischen Wald verliert sich die Spur eines Weibchens

Im Bayerischen Wald ist erneut eine Luchsin spurlos verschwunden. Wie das Umweltministerium am Dienstag bestätigte, haben Mitarbeiter des Landesamts für Umwelt (LfU) Ende vergangener Woche nahe der Stadt Regen einen etwa sechs Monate jungen Luchs eingefangen, der ohne seine Mutter unterwegs war. Da Luchsinnen ihre Jungtiere in diesem Alter aber in aller Regel nicht einfach verlassen, gehen Naturschützer davon aus, dass dem Muttertier etwas zugestoßen sein muss. Einige vermuten, dass es von einem Auto überfahren worden ist und der Fahrer den Unfall nicht gemeldet hat. Andere glauben, dass Wilderer die Raubkatze erlegt haben und die Serie illegaler Luchstötungen im Bayerischen Wald einen neuen Fall hat. Eher unwahrscheinlich ist, dass die Luchsin ihr Jungtier verstoßen hat. Zwar passiert das in seltenen Fällen. Aber nur, wenn es sich um ein schwaches Jungtier mit wenig Überlebenschancen handelt. Der Jungluchs ist in guter Verfassung, er hat kein Anzeichen einer Krankheit oder Verletzung.

Die LfU-Mitarbeiter waren von Einheimischen auf das kleine Raubtier aufmerksam gemacht worden. Es machte sich immer wieder auf Bauernhöfen oder an Häusern an Hühnerställen zu schaffen oder über Katzenfutter her. In der vergangenen Woche rückten LfU-Leute mit einer Falle und einem Köder an. Alsbald hatten sie den Luchs eingefangen. Er wird jetzt Aufzuchtstation weiter aufgepäppelt. Wenn alles glatt geht, wird er als Einjähriger - also Mitte 2016 - wieder in Freiheit entlassen. Das ist das Alter, in dem sich junge Luchse für gewöhnlich selbständig machen und sich ein Revier suchen. Derweil versuchen Naturschützer und LfU-Leute aufzuklären, was mit dem Muttertier passiert ist. Zu den Erfolgschancen wollte man sich am Umweltministerium nicht äußern.

Im Bayerischen Wald stellen immer wieder Wilderer Luchsen nach. Zuletzt machte der Fund von vier abgetrennten Luchs-Vorderpfoten Schlagzeilen. Der oder die Täter hatten die Kadaverteile in dem Revier des Luchspärchens abgelegt, von dem sie stammten - und zwar nahe einer Fotofalle, so dass sie gefunden werden mussten. Experten bewerteten die Tat als makabres Signal von Jägern, dass sie strikt gegen die Raubtiere in ihren Revieren sind. Trotz intensiver Nachforschungen von Polizei und Staatsanwaltschaft konnte die Straftat bislang nicht aufgeklärt werden. Luchse sind streng geschützt.

© SZ vom 23.12.2015 / cws - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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