Angekündigter Ausstieg:Der verkappte Grüne

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Helmut Brunner ist seit sieben Jahren bayerischer Landwirtschaftsminister. Bei den Bauern hat er sich in dieser Zeit viel Anerkennung erarbeitet. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Agrarminister Helmut Brunner tritt 2018 nicht mehr an

Von Christian Sebald, München

Agrarminister Helmut Brunner (CSU) hat nie einen Hehl daraus gemacht, dass es für ihn ein Leben jenseits der Politik gibt. In den Weihnachtspausen des Politbetriebs etwa, da blüht er richtig auf. Dann hält den 61 Jahre alten gelernten Landwirt nichts, dann werkelt er tagelang in den Wäldern, die zu seinem Bauernhof in Zachenberg im Bayerischen Wald gehören. Ebenso hat Brunner oft betont, dass er sein Amt als Landwirtschaftsminister als einen Posten auf Zeit sieht - auch wenn ihn viele dafür belächelt haben in der Überzeugung, dass das eben so eine Politiker-Floskel sei. Jetzt hat Brunner ernst gemacht. Am Sonntag hat er seine Kollegen im Vorstand der Niederbayern-CSU wissen lassen, dass für ihn Schluss ist nach dieser Legislaturperiode. Brunner wird nicht mehr zur Landtagswahl 2018 antreten.

Der Posten des Agrarministers ist keiner, mit dem man politisch reüssieren kann. Dafür sind die 100 000 Bauern in Bayern längst eine viel zu kleine Minderheit im Freistaat. Außerdem ist der Spielraum winzig, den ein bayerischer Landwirtschaftsminister hat - in Zeiten der Omnipräsenz der EU. Auf der anderen Seite darf man das Amt nicht unterschätzen. Denn die Bauern und ihre Standesorganisation, der Bayerische Bauernverband (BBV), sind und bleiben eine lautstarke und mächtige Gruppe. So wie sich kein Dorfbürgermeister ernsthaft mit den letzten ein, zwei oder drei Bauern in seinem Ort anlegt, egal was sie fordern, so tut das keine Staatsregierung mit den Landwirten insgesamt - zumindest solange sie CSU-geführt ist. Hauptaufgabe jedes bayerischen Agrarministers ist es, dafür zu sorgen, dass Ruhe unter den Bauern und im BBV herrscht.

Brunner zeichnet aus, dass er es dabei nicht belässt. Er lotet stets die winzigen Spielräume aus, die er hat. Etwa bei der Förderung der Biobauern oder der Unterstützung der Milchbauern. Dabei ist er so entschieden, dass das einigen Parteifreunden und BBV-Funktionären bisweilen sauer aufstößt. Aber nicht einmal der Vorwurf, er sei ein verkappter Grüner, hat Brunner bisher aufgehalten. So dürften etliche in der CSU und im BBV die Ankündigung seines Rückzugs mit heimlicher Freude vernommen haben. Bei den Bauern selbst hat sich Brunner so viel Anerkennung erarbeitet, dass viele sie bedauern werden.

© SZ vom 16.02.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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