Affäre um CSU-Landrat:Kreidl lässt Amt ruhen

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Am Ende einer politischen Laufbahn: Jakob Kreidl. (Foto: Johannes Simon)

Die Angriffe waren für Jakob Kreidl "nicht mehr tragbar": Der umstrittene CSU-Landrat gibt seine Amtsgeschäfte vorerst ab - aus gesundheitlichen Gründen. Bei der Landratswahl will er dennoch antreten.

Von Christian Sebald

Der schwer angeschlagene Miesbacher Landrat Jakob Kreidl (CSU) hat sich vorläufig von seinen Amtsgeschäften zurückgezogen. "Nachdem die seit Wochen währenden Angriffe auf meine Person für mich zuletzt eine nicht mehr ertragbare und unmenschliche Schärfe angenommen haben, sehe ich mich derzeit aus gesundheitlichen Gründen außerstande, dienstliche Termine wahrzunehmen und öffentlich aufzutreten", heißt es in einer persönlichen Erklärung, die Kreidl am Sonntagmittag verbreitete. Deshalb habe er seine Vertreter gebeten, "bis auf weiteres die Führung der Amtsgeschäfte wahrzunehmen".

In der CSU wurde Verständnis für Kreidl laut. "Ich verstehe, dass er angegriffen ist", sagte die Vize-Ministerpräsidentin Ilse Aigner, die Stimmkreisabgeordnete in Miesbach ist. "Jetzt haben die Wähler das letzte Wort."

Kreidl steht wegen der Feier zu seinem 60. Geburtstag am 16. August 2012 massiv unter Druck. Sie war mit 77.000 Euro von der Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee und mit 33.000 Euro vom Landkreis gesponsort worden. Im Dezember 2013 wurde dem CSU-Politiker der Doktortitel wegen Plagiats aberkannt. Außerdem ist Kreidl tief in die Familienaffäre der CSU verstrickt. In seiner Zeit als Landtagsabgeordneter hatte er jahrelang seine Ehefrau als Mitarbeiterin angestellt und zahlte ihr ein Nettogehalt von 1500 Euro.

"Über die Grenzen des Erträglichen"

Bereits vor einer Woche war Kreidl wegen seiner Affären vom Vorsitz des Landkreistags abgetreten - nachdem die Landräte überall in Bayern massiv darauf gedrängt hatten. Kreidl hatte erst in jüngster Zeit Verständnis für die heftige Kritik an ihm geäußert und davon gesprochen, dass er Fehler gemacht habe. Jetzt schreibt der CSU-Politiker in seiner Erklärung: "Die Art und Weise der öffentlichen Diffamierung meiner Person und die tiefen Verletzungen auch durch einzelne Weggefährten haben mich bis über die Grenzen des Erträglichen belastet und mir gesundheitlichen Schaden zugefügt."

Kreidls vorläufiger Rückzug von seinen Amtsgeschäften bedeutet aber nicht, dass der höchst umstrittene CSU-Politiker nun auch von seiner Landratskandidatur Abstand nimmt. Im Gegenteil: Er hält ausdrücklich daran fest. "Ich bin öffentlich aufgefordert worden, auf die Landratskandidatur zu verzichten", schreibt Kreidl. "Selbst wenn ich dieser Aufforderung nachkommen wollte, ist das aus rechtlichen Gründen nicht mehr möglich. Deshalb halte ich an meiner Kandidatur fest, zumal ein Verzicht die Konsequenz hätte, dass die CSU ohne Landratskandidaten in die Kommunalwahl ziehen müsste."

In der Miesbacher CSU, die wegen Kreidls Affären komplett zerstritten ist, sind viele von der Erklärung völlig überrascht worden. "Ich weiß gar nicht, was ich davon halten soll", sagte ein führendes Parteimitglied. "Er hat das offenbar überhaupt nicht abgesprochen, zumindest nicht mit mir." Außerdem nehmen nur einige wenige dem Landrat tatsächlich ab, dass er den Druck auf seine Person nicht mehr aushält. "Das ist wieder so ein typischer Kreidl, er duckt sich weg", sagt ein prominentes Parteimitglied. "Er glaubt womöglich tatsächlich, dass er sich so über den Wahltag retten kann und zu guter Letzt doch noch Landrat bleibt, wenn er jetzt abtaucht."

Kreidls Schritt kam auch deshalb überraschend, weil der umstrittene Landrat erst vor wenigen Tagen öffentlich bekräftigt hatte, er werde um seine Wiederwahl kämpfen. Schließlich habe er als Landrat Erfolge vorzuweisen, etwa im Tourismus oder in der Wirtschaftsförderung. Seine Affären habe er sich als Privatmann zuschulden kommen lassen, sagte Kreidl in einer Podiumsdiskussion.

© SZ vom 24.02.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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