Party-Affäre um Landrat Kreidl:CSU fürchtet Wahldebakel

Miesbacher Landrat Kreidl ist neuer Landkreispräsident

Wegen ihm fürchtet die CSU ein Debakel bei der Kommunalwahl: der Miesbacher Landrat Jakob Kreidl.

(Foto: Armin Weigel/dpa)

Nach den Party-Eskapaden des Miesbacher Landrats sagt Ministerpräsident Seehofer seinen Wahlkampfauftritt mit Kreidl ab. Neben der teuren Geburtstagssause im Bauernhofmuseum gab es sogar noch zwei weitere Partys für den Jubilar. Er gilt mittlerweile vielen als untragbar.

Von Frank Müller, Christian Sebald, Mike Szymanski und Wolfgang Wittl

Die 120 000 Euro teure Feier im Bauernhofmuseum in Schliersee war nur eines von drei Festen, mit denen der Miesbacher Landrat und Präsident des Landkreistags, Jakob Kreidl, seinen 60. Geburtstag begangen hat. Bereits am Vormittag vor der Feier im Museum des Ex-Skistars Markus Wasmeier richteten der Landkreis und die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee im Landratsamt einen Stehempfang für den CSU-Politiker aus. Eingeladen waren Mitarbeiter der Verwaltung und des Geldinstituts. Am Tag darauf feierte der Landkreistag seinen Präsidenten mit Gästen im Münchner Hirschgarten. Zwar liegen die Kosten für die beiden Feste offenbar in dem Rahmen, die bei solchen Anlässen üblich sind. Aber nun wird die Frage laut, warum für Kreidls 60. Geburtstag gleich drei Feste ausgerichtet wurden.

In der CSU-Spitze hat man die Landratswahl in Miesbach offenkundig schon aufgegeben. Ein führendes Parteimitglied sagte: "Das Kind ist nicht nur in den Brunnen gefallen, es ist schon ersoffen." Man gehe nicht mehr davon aus, dass Kreidl die Stimmung noch einmal zu seinen Gunsten drehen könne. Er könne nur noch verlieren. Die Frage sei, ob er sich ein sich abzeichnendes Debakel am Wahlabend überhaupt noch antun wolle. Parteichef Horst Seehofer sagte sogar einen großen Wahlkampfauftritt in der Region ab. Noch am Wochenende hatte er erklärt, dass er den Termin wahrnehmen werde. Selbst die Vize-Ministerpräsidentin und Miesbacher Landtagsabgeordnete Ilse Aigner, die bisher fest zu Kreidl stand, stellt sich nun nicht mehr hinter den schwer angeschlagenen Landrat. Kreidl habe "Fehler gemacht", sagte sie dem Miesbacher Merkur. "An dieser Stelle helfen nur Transparenz und Aufklärung, die niemand anders als Jakob Kreidl selbst herstellen kann und muss."

Auch in der Miesbacher CSU ist die Furcht vor einem Wahldebakel immens. "Das Problem ist ja nicht mehr nur, dass uns die Wähler davonlaufen", sagt ein Insider. "Es sind unsere eigenen Mitglieder, die schier am Verzweifeln sind." Viele Kandidaten versuchen, ihren Wahlkampf ganz auf ihren Ort zu konzentrieren. "Wir schauen halt, dass unser Bürgermeister-Kandidat gewinnt und es möglichst viele unserer Bewerber in den Gemeinderat schaffen", sagt ein CSU-Mann. "Vom Landrats-Wahlkampf halten wir uns möglichst fern."

Untragbar geworden

Unter den bayerischen Landräten wächst ebenfalls der Unmut über ihren Präsidenten. Kreidl sei untragbar geworden, sagt einer, der seit 20 Jahren im Amt ist: "Ich hoffe, er erspart uns die Peinlichkeit, dass er noch mal antritt." Voraussetzung dafür wäre ohnehin, dass Kreidl in seiner Heimat wiedergewählt wird. Daran glaubt aber auch unter den Landräten kaum einer mehr. Es sei schwer vorstellbar, dass die Bevölkerung Kreidls Eskapaden einfach hinnehme, heißt es. Völliges Unverständnis herrscht auch über sein Krisenmanagement. Hätte der Landrat verkündet, dass er sich von seinen landespolitischen Aufgaben zurückziehen werde, wäre der Pulverdampf womöglich längst verflogen. Doch schon bei der Affäre um seine abgeschriebene Doktorarbeit sei Kreidl dazu nicht fähig gewesen.

Unterdessen verteidigte die Kreissparkasse Miesbach-Tegernsee ihre hohe Kostenbeteiligung an Kreidls Geburtstagsfeier mit der Kundenbindung. "Wann kommt man als Kunde schon einmal mit dem Ministerpräsidenten und einem Kardinal zusammen", sagte der Vorstandsvorsitzende Martin Mihalovits in Miesbach. Die Feier sei auch eine Veranstaltung für Kunden der Kreissparkasse gewesen. Seehofer verärgert die Äußerung offenbar sehr. "Das als Begründung für Sponsoring zu nehmen, halte ich für abenteuerlich", sagte er.

Die Kreissparkasse präsentierte nun auch eine detaillierte Kostenaufstellung. Demnach wurden allein für den Druck von Einladungskarten und anderem knapp 5300 Euro ausgegeben. Speisen und Getränke kosteten 26 500 Euro. Die Miete des Schlierseer Bauernhofmuseums verschlang weitere 10 000 Euro. Und das Service-Personal schlug mit 12 000 Euro zu Buche. Insgesamt bezahlte das Geldinstitut 77 300 Euro für die Geburtstagsfeier, der Landkreis übernahm 33 200 Euro, Kreidls Anteil betrug 7600 Euro.

Demgegenüber nehmen sich die Kosten für den Stehempfang im Miesbacher Landratsamt sehr bescheiden aus. Sie hätten knapp 2500 Euro betragen, hieß es aus dem Landratsamt, und seien je zur Hälfte vom Landkreis und vom Landratsamt finanziert worden. Außerdem seien sie bereits in der bisherigen Kostenaufstellung enthalten gewesen. Das Biergarten-Fest des Landkreistags kostete 10 500 Euro. Darin seien nicht nur die Ausgaben für die Verköstigung der 179 Gäste, sondern auch für die Musik enthalten, erklärte ein Sprecher.

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