Abschiebungen:Kämpfende Kollegen

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Als Pflegekraft hier ausgebildet, engagiert, allseits beliebt - dass Anwar Khan Safi (links) das Land verlassen soll, können die Kollegen nicht verstehen. (Foto: Luigi Wolf/oh)

Trotz Personalnot an Kliniken soll ein bestens integrierter afghanischer Pflegehelfer in Augsburg das Land wieder verlassen - Kollegen und Gewerkschafter wollen das nun mit einer Petition an den Landtag verhindern

Von Dietrich Mittler, Augsburg

Anwar Khan Safi sitzt bildlich gesprochen auf Kohlen, doch nicht er allein. Mindestens 400 Kollegen vom Klinikum Augsburg bangen mit ihm. Jetzt erwartet der junge Afghane die Entscheidung des Verwaltungsgerichts Augsburg über seine drohende Abschiebung. Die war lediglich ausgesetzt, solange Khan Safi am Klinikum Augsburg eine zwölfmonatige Ausbildung zum Krankenpflegehelfer absolvierte. Nun hätte er allerdings sogar die Chance, eine dreijährige Ausbildung zum Gesundheits-und Krankenpfleger draufzusetzen, die am 1. Oktober beginnt. Der entsprechende Vertrag liege seitens des Klinikums schon bereit, teilte die Gewerkschaft Verdi mit, bei der Anwar Khan Safi aktives Mitglied ist.

Von hohen Gewerkschaftsfunktionären, allen voran der Verdi-Bundesvorsitzende Frank Bsirske, erhält der 21-Jährige jetzt Unterstützung. Per Petition an den Bayerischen Landtag wollen sie dazu beitragen, dass "dem Kollegen ein Bleiberecht zumindest für die Dauer seiner Ausbildung" eingeräumt wird, möglichst aber auch ein Aufenthaltsrecht sowie eine Arbeitserlaubnis. "Angesichts der Tatsache, dass in deutschen Krankenhäusern Pflegefachkräfte händeringend gesucht werden, ist es völlig absurd, eine ausgebildete Fachkraft abzuschieben", heißt es in der Verdi-Petition.

Khan Safi war im Jahr 2014 aus Afghanistan nach Deutschland geflohen. Während seines Asylverfahrens hatte er nach Angaben von Verdi fließend deutsch gelernt. Nach seiner einjährigen Ausbildung zum Krankenpflegehelfer im Klinikum Augsburg sei er dort seit August fest angestellt. "Im Kollegenkreis ist er außerordentlich beliebt", sagt Stefan Jagel, Sprecher der Gewerkschaft Verdi im Bezirk Augsburg. Und das liege längst nicht nur daran, dass er sich in der ganzen Zeit nichts habe zuschulden kommen lassen. Khan Safi setze sich beherzt für seine Mitmenschen ein. Seit mehr als zwei Jahren engagiere er sich zum Beispiel in der Freizeit als ehrenamtlicher Sanitäter bei den Johannitern in Augsburg.

Vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge war der Asylantrag von Anwar Khan Safi nach seiner ersten Anhörung abgelehnt worden. Dieser Sichtweise, so befürchten seine Unterstützer, wird sich das Verwaltungsgericht anschließen. Afghanistan sei aber nun mal kein sicheres Herkunftsland, argumentieren die Verdi-Vertreter. Um so eindringlicher heißt es daher in der Petition, die Landtagsabgeordneten sollten "alles im Rahmen ihrer Möglichkeiten" unternehmen, um eine Abschiebung zu verhindern.

© SZ vom 02.10.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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