Festnahme:Zugunglück von Bad Aibling: Fahrdienstleiter offenbar von Handyspiel abgelenkt

Zugunglück in Bad Aibling

Rettungskräfte stehen an der Unfallstelle des Zugunglücks in der Nähe von Bad Aibling.

(Foto: dpa)
  • Der Fahrdienstleiter soll das schwere Zugunglück von Bad Aibling fahrlässig verursacht haben, weil er auf seinem Handy spielte.
  • Ermittler gehen davon aus, dass er deshalb den beiden Zügen falsche Signale gegeben hat.
  • Nun wurde der Mann festgenommen.

Die Staatsanwaltschaft erhebt nach dem tödlichen Zugunglück von Bad Aibling schwere Vorwürfe gegen den Fahrdienstleiter. Er soll den Unfall fahrlässig verursacht haben, weil er sich von einem Spiel auf seinem Handy ablenken ließ.

Die Ermittler sehen eine direkte Verbindung zwischen den Computerspielen des Fahrdienstleiters und der Ursache des Zusammenstoßes. "Es muss aufgrund des engen zeitlichen Zusammenhangs davon ausgegangen werden, dass der Beschuldigte dadurch von der Regelung des Kreuzungsverkehrs der Züge abgelenkt war", teilte die Staatsanwaltschaft mit.

Der 39-Jährige spielte den Ermittlungen zufolge über einen längeren Zeitraum bis kurz vor der Kollision der Züge aktiv auf seinem Mobiltelefon. Der Fahrdienstleiter habe deshalb den Zügen falsche Signale gegeben und auch bei den folgenden Notrufen am Funkgerät die falsche Tastenkombination gedrückt.

Bei seiner Festnahme habe der Mann gestanden, am Handy gespielt zu haben, teilte der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese mit. "Er bestritt aber, hierdurch abgelenkt worden zu sein." Zum Vorwurf der fahrlässigen Tötung kommen noch fahrlässige Körperverletzung und gefährlicher Eingriff in den Bahnverkehr hinzu. Die Ermittler legen dem Fahrdienstleiter nun nicht lediglich ein augenblickliches Versagen zur Last, "sondern eine erheblich schwerer ins Gewicht fallende Pflichtverletzung".

Trotz der neuen Erkenntnisse gehen die Ermittlungen zur Unglücksursache unvermindert weiter. "Bis heute haben sich aber keine Hinweise auf technische Störungen ergeben, die Ursache oder Mitursache der Katastrophe sein könnten", teilte die Staatsanwaltschaft ergänzend mit.

Beim Zusammenstoß zweier Nahverkehrszüge nahe Bad Aibling waren am 9. Februar auf der Strecke von Holzkirchen nach Rosenheim elf Männer ums Leben gekommen und 85 Insassen teils lebensgefährlich verletzt worden.

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