VW Beetle Cabrio:Unproblematisch, aber nicht perfekt

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Das günstigste VW Beetle Cabrio mit einem 105-PS-Benziner kostet 21.625 Euro.

(Foto: Hersteller)

Das neue Beetle Cabrio spielt noch immer die emotionale Karte und gibt sich auf den ersten Blick als Käfer-Erbe zu erkennen. Doch der offene VW verweilt nicht im Gestern, sondern ist ein Kind des Zeitgeists. Das Beetle Cabrio im Praxistest.

Von Sascha Gorhau

Ein Beetle ist ein Nachfolger des VW Käfer. Und der war schon jeher ein Kind seiner Zeit - auch als Cabrio. Der Klassiker stand für grelle Farben und zickiges Fahrverhalten. Gerade richtig für die aufregenden bunten 60er und 70er.

Der New Beetle kam zur Jahrtausendwende und wandelte entsprechend dem Zeitgeist des Neuen Marktes, der Neuen Mitte und einer Neuen Hauptstadt die bekannte Käfer-DNA in ein technisch neues Kleid. Blumenvase ja, aber auch Frontantrieb. Nur mit dem kugeligen, pummeligen Retrodesign hat es VW damals etwas übertrieben.

Das neue Beetle Cabrio hat den Charakter nun der Gegenwart angepasst. Damals ging noch kaum jemand ins Fitnessstudio, inzwischen pumpen schon Schüler ihre Muskeln auf. Dementsprechend wirkt die aktuelle Beetle-Generation entschlossener, männlicher, machohafter als je zuvor. Denn Sportlichkeit stand beim Käfer bisher noch so gar nicht auf dem Plan.

Seifenkiste, Frauenversteher, Macho. Was für ein Werdegang. Auf jeden Fall passt der gefahrene Testwagen in die Zeit. So flach, so breit war noch kein Beetle. Die besser denn je proportionierte Grundform teilt sich das Cabriolet mit seinem Bruder mit Blechdach. Doch mit geöffnetem Verdeck sieht der Beetle erst richtig gut aus. Kein Überrollbügel vom Schlage eines alten Golf Cabriolets stört die Optik. Die Sicherheit leider darunter nicht. Hinter den Kopfstützen im Fond sind Schutzbügel montiert, die im Falle eines Überschlags herausschießen. Das Verdeck selbst öffnet und schließt in weniger als zehn Sekunden, auch während der Fahrt bei bis zu 50 km/h.

Käferstündchen oben ohne

Cabrios 2013

Für kurze Strecken sind die beiden hinteren Sitzplätze ausreichend.

(Foto: Hersteller)

Der angenehme äußere Eindruck setzt sich im Innenraum fort. Der Fahrer ist besser in den Wagen integriert als beim Vorgänger, die Bedienung verläuft VW-typisch unproblematisch. Perfekt ist das Cabrio dennoch nicht.

Warum beispielsweise die verbaute Multimediazentrale RNS 510 trotz eines Aufpreises von 2060 Euro nicht die Möglichkeit bietet, über den 5,5-Zoll großen Bildschirm auf die Ordnerstrukturen von externen Musikquellen zurückzugreifen (trotz Bluetooth-Verbindung, die so etwas eigentlich ermöglichen kann), ist unverständlich. Das Telefon wiederum lässt sich lediglich über das Zentraldisplay im Cockpit mit dem Wagen verbinden, auf dem Bildschirm ist das seltsamerweise hingegen nicht möglich.

Mehr Freude bereiten da schon die hinteren Sitzplätze. Denn die stellen im Gegensatz zu vielen anderen Cabriolets tatsächlich eine zumutbare Sitzmöglichkeit dar und bieten relativ viel Platz für zwei Personen. Langstreckentauglich sind sie nicht, aber ein Ausflug zu Viert ist möglich. Die vorderen Passagiere freuen sich über das 325 Euro teure Windschott, das über den hinteren Sitzen installiert wird und die Luftverwirbelungen im Innenraum bei offenem Verdeck reduziert.

Deutlich gewachsen ist der Kofferraum. Im Vergleich zum Vorgänger passen 101 Liter Gepäck mehr ins Fahrzeugheck, insgesamt 310 Liter. Das Beladen allerdings ist aufgrund der schmalen Kofferraumöffnung eine echte Herausforderung. Von einem VW kann da mehr Alltagstauglichkeit erwartet werden.

Stoppuhr für einen 105-PS-Diesel?

Den sportlichen Anspruch des Testwagens unterstreichen Zusatzinfos auf der Instrumententafel. Das Cabriolet gibt Auskunft über Ladedruck, Öltemperatur und Stoppuhr. Das mag für 150 Euro Aufpreis ein nettes Gimmick sein, wirkt in Anbetracht der Motorisierung des Testwagens allerdings etwas übertrieben. Der 105-PS-Diesel soll schließlich eher mit seiner Sparsamkeit und weniger mit imposanten Fahrleistungen beeindrucken.

Ersteres erledigte der Spardiesel mit seinem Fünfgang-Schaltgetriebe richtig gut. Nur 4,9 Liter Diesel verbrannte der Selbstzünder im Testdurchschnitt. Dabei ist die Kraft dennoch ausreichend und man hatte selten den Eindruck, die Sparsamkeit mit völligem Spaßverzicht erkaufen zu müssen. Das würde zu einem Cabriolet auch nicht passen.

Ein Cabrio ist noch immer für viele ein Spaßfahrzeug, ein Lustkauf. Spaß macht der offene Beetle in der Tat. Der Preis eher weniger. Schon der Grundpreis des Testfahrzeuges in der sogenannten Design-Edition beträgt 24.735 Euro. Mit ein wenig Sonderausstattung erreicht der Gesamtpreis einen Betrag von 33.797 Euro. Damit ist der Käfer-Erbe endgültig im Establishment angelangt.

Aber gegenwärtig darf man eben wieder zeigen, was man hat. Der offene VW taugte schon immer als Gradmesser für den Zeitgeist. Auch 2013.

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