Neuwagen:Lohnt sich der Autokauf im Internet?

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Nicht nur Gebrauchtwagen werden im Netz gehandelt. Immer öfter werden auch Neuwagen über das Internet verkauft.

(Foto: Getty Images)

Nicht nur Gebrauchtwagen kann man über das Internet erwerben, auch Neuwagen bekommt man längst im Netz - Rabatt-Versprechen inklusive. Doch lohnt sich der Online-Kauf eines Neuwagens wirklich?

Von Florian Maier

Nach dem Boom der Gebrauchtwagenportale zum Jahrtausendwechsel heißt der neue Trend im Internet nun "Neuwagen-Vermittlung". Im Jahr 2016 haben laut der Deutschen Automobil Treuhand 16 Prozent aller Privatpersonen ihren Neuwagen über ein Online-Portal erworben. Schließlich werden auch bei den etablierten Online-Gebrauchtwagenbörsen Neuwagen angeboten, dazu kommen noch sogenannte Vermittlungs-Plattformen. Diese kooperieren mit verschiedenen Händlern, die das gewünschte Fahrzeug beim jeweiligen Hersteller ordern und dem Käufer zur Verfügung stellen.

Der Neuwagen lässt sich dabei ganz individuell zusammenstellen. Der eigentliche Vertragsschluss erfolgt mit einem konventionellen Händler. Dabei werben die Online-Portale mit großzügigen Rabatt-Versprechen gegenüber dem Listenpreis. Laut einem Test des ADAC gewähren die Neuwagen-Vermittler im Internet im Schnitt tatsächlich rund fünf Prozentpunkte höhere Preisnachlässe als die stationären Händler. Der Autokauf über eine solche Online-Plattform kann sich also lohnen, denn für die Vermittlungsleistung verlangen seriöse Portale keine Gebühr. Als Kunde profitiert man vom Wettbewerbsdruck innerhalb der Branche. Dennoch bringt ein Online-Kauf sowohl Vor- als auch Nachteile mit sich.

Neuwagen per Internet: Vorteile

Der Käufer kann durch die fehlende Markenbindung eines Vermittlungsportals aus einer Vielzahl verschiedener Marken und Modelle wählen - teilweise lassen sich diese direkt miteinander vergleichen. Auch die für viele Privatkäufer lästige oder unangenehme Preisverhandlung fällt weg: Das Vermittlungsportal bietet im Vorfeld mit den Händlern ausgehandelte Rabatte. Des Weiteren kommen die Vorteile der virtuellen Welt zum Tragen: Als Käufer ist man weder an Öffnungszeiten gebunden, noch muss man die heimische Wohlfühl-Zone für den Autokauf verlassen. Ein weiterer gewichtiger Vorteil: Auch beim Online-Kauf eines Neuwagens kommen Kunden in den Genuss des im Fernabsatzgesetz verankerten, vierzehntägigen Widerrufsrechts. Eines jedoch gleich vorweg: Einen Neuwagen bestellen, ihn zwei Wochen lang testen und dann problemlos zurückgeben - das wird nicht funktionieren. In einem solchen Fall kann der Verkäufer vom Käufer Ersatz für den entstandenen Wertverlust einfordern, was bei einem Neuwagen ein erheblicher Betrag sein dürfte.

Neuwagen per Internet: Nachteile

Das größte Manko: Der Käufer kann sein Wunschauto weder besichtigen noch probefahren. Natürlich besteht die moralisch diskussionswürdige Möglichkeit, bei einem Händler vor Ort das gewünschte Auto probezufahren und anschließend online zu kaufen. Wer sich dabei nicht wohl fühlt, der sollte mit offenen Karten spielen und den Händler von seinem Vorhaben unterrichten. Geben Sie dabei dem Händler gegenüber zu bedenken, dass Sie, auch wenn Sie kein Auto bei ihm kaufen, ein potentieller Service- und Reparatur-Kunde sind. Weitere Nachteile beim Neuwagenkauf über ein Online-Portal: Unter Umständen muss man weite Anfahrtswege in Kauf nehmen, um seinen Neuwagen in Empfang zu nehmen. Eine Lieferung des Autos ist zwar in der Regel möglich, allerdings gegen Aufpreis. Apropos Geld: Auch eine Inzahlungnahme des alten Autos oder eine Hersteller-Finanzierung ist bei einem Online-Kauf oftmals nicht möglich.

Das sollte man beim Online-Kauf eines Neuwagens beachten

  • Wie vor jeder Vertragsunterschrift, sollten auch beim Online-Kauf die Allgemeinen Geschäftsbedingungen des Vermittlungsportals genau studiert werden. Um sich über die generelle Qualität der Online-Neuwagen-Portale kundig zu machen, empfiehlt sich ein Blick in die Studie des Deutschen Instituts für Servicequalität (hier).
  • Internet-Käufer müssen wissen, dass sie nicht mit dem Vermittlungsportal, sondern mit dem Händler, der das Auto liefert, einen Vertrag abschließen (mehr zum Inhalt des Kaufvertrags in diesem Ratgeber-Text). Demzufolge ist bei Mängeln und/oder Widerruf der Händler ihr Ansprechpartner (mehr zur Mängelhaftung in diesem Ratgeber-Text).
  • Sollte ein Händler bereits vor Lieferung des Fahrzeugs eine hohe Anzahlung oder gar die komplette Bezahlung verlangen, nehmen Sie vom Kauf unbedingt Abstand. Erkundigen Sie sich am besten bereits im Vorfeld über Ihren Vertragspartner und stellen Sie sicher, dass es sich um einen seriösen Betrieb handelt. Dabei hilft zum Beispiel ein Blick auf dessen Internet-Präsenz: Existiert ein Impressum? Sind die AGB abrufbar?
  • Sollten dennoch Restzweifel bestehen, können sich Käufer auch im Handelsregister über den Verkäufer informieren.
  • Kommt es zum Vertragsschluss, drucken Sie die Bestellung aus oder fertigen Sie Screenshots an.
  • Achten Sie beim Bestellvorgang auch darauf, ob sich der Preis verändert. Anfänglich großzügige Rabatte können durch Sonderausstattung, Überführungs- oder Lieferkosten unter Umständen stark gemindert werden. Deshalb sollten Sie vor dem Online-Kauf auch verschiedene Angebote für Ihr persönliches Wunschmodell von Händlern vor Ort einholen und die Preise vergleichen.
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