Nach tödlichem Unfall:Ist Teslas Autopilot nun ausgereift - oder nicht?

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Ist Teslas Autopilot eine Betaversion im üblichen Sinne oder nicht? Firmenchef Elon Musk macht dazu verwirrende Aussagen. (Foto: REUTERS)

Firmenchef Elon Musk macht widersprüchliche Aussagen, wie weit entwickelt die Technologie ist. Seine wenig souveräne Kommunikation zeigt, dass sich Tesla in seiner ersten Krise befindet.

Von Thomas Fromm

Als vor zwei Wochen bekannt wurde, dass schon im Mai ein Autofahrer mit einem selbstfahrenden Tesla tödlich verunglückt war, da war die Sache klar: Firmenchef Elon Musk erklärte, dass die Software für den so genannten "Autopiloten" eine Betaversion sei, und deshalb habe man den Fahrern gesagt: Hand ans Lenkrad, immer die Kontrolle behalten.

Der Autopilot als eine Option, aber nicht ab sofort. Da in der Hightech-Szene, zu der Tesla wohl eher gehört als zur Autobranche, Betaversionen noch nicht endgültig ausgereifte Software-Programme sind, war klar, was Musk da meinte.

So ähnlich sagte er es dann jetzt noch einmal: Man nenne das System "Beta", "um für die, die sich entscheiden, es zu nutzen, zu betonen, dass es nicht perfekt ist". Unabhängig von der Frage, ob man nicht perfekte Technologien überhaupt in so ein Auto einbauen sollte, konnte man Musk vielleicht so verstehen: Nicht perfekt, also ist sie auch noch nicht so ganz fertig. Wartet noch mit dem Knopf!

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Das KBA hätte den Autopiloten wohl nicht zugelassen

Wenn eine Technologie noch nicht so ganz fertig ist und man trotzdem schon damit fahren kann, alarmiert so etwas die Behörden, und deshalb teilte das Kraftfahrtbundesamt (KBA) am Wochenende mit: "Wenn mit der Bezeichnung 'Beta-Version' ein 'unfertiger' Stand der Software gemeint ist, würde das KBA eine Funktionalität mit einer derartigen Software nicht genehmigen." Das KBA sollte sich die Betaversion wohl noch mal anschauen - fertig oder nicht fertig.

Zumal die Sache jetzt wirklich kompliziert wird, vor allem sprachlich. Elon Musk, Elektroauto-Guru, Milliardär aus dem Silicon Valley und großer Charismatiker, verkündete in der vergangenen Nacht über Twitter: Der "Autopilot" sei zwar eine Betaversion, aber damit noch lange keine unfertige Technik. Eben keine "Beta-Software im üblichen Sinn".

Manchmal ist es sehr schwer, Musk zu folgen

Die Verwirrung ist jetzt groß. Was ist diese Software, mit der das Auto Spur, Geschwindigkeit und Abstand halten kann, nun? Fertig? Unfertig? Dass sie nicht ganz perfekt sein kann, ist irgendwie klar, aber was um Himmels Willen ist eine Beta-Software im nicht-üblichen Sinn?

Musk, für viele der wichtigste Vordenker einer neuen Mobilität, ist für selbstbewusste Einlassungen berühmt. Das Problem ist nur: Es ist manchmal sehr schwer, ihm zu folgen. Vielleicht aber ist das jetzt einfach nur: Die erste richtige Krise eines Unternehmens, dessen Chef bislang nur Erfolg kannte. Jetzt aber: tödlicher Unfall, Lieferrückgang in den vergangenen drei Monaten, wackelndes Absatzziel. Musk will ein neues Gesamtkonzept ausarbeiten und bald schon einen "streng geheimen Masterplan" präsentieren. Masterplan -im üblichen Sinn, wahrscheinlich.

© SZ vom 12.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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