Kia Soul:Unterwegs im Würfel-Van

Freches aus Korea: Der Soul ist eigentlich eine tolle Kiste - wären da nicht ein paar Schwächen im Detail. Ein Praxistest

Günther Fischer

Was ist das nun für ein Auto? Ein bisschen Van, eine Prise SUV, ein wenig Geländewagen (zumindest tut er so), ein wenig Kombi, ein bisschen MPV, ein Schuss Kompaktwagen und City-Flitzer obendrauf. Ein exakter Namen für diese Art Auto, zu denen auch ein Modell wie der Citroën C3 Picasso zählt, ist noch nicht gefunden. Kastenwagen wäre ursprünglich unser Vorschlag gewesen - aber das erinnert allzusehr an Lieferwagen herkömmlicher Machart. Und das nun ist der Kia Soul überhaupt nicht.

Kia Soul: Charmanter Alltagsbegleiter mit etwas zu kleiner Ladeluke: Kia Soul

Charmanter Alltagsbegleiter mit etwas zu kleiner Ladeluke: Kia Soul

(Foto: Foto: Fischer)

Wir haben uns schließlich auf Würfel-Van geeinigt. Ein Würfel hat klare Abmessungen, und wenn wir den Vorderbau des Soul ignorieren, kommt die unterstellte Darstellung fast hin. Außerdem: Mit einem Würfel durch die Stadt zu cruisen, hat durchaus was Cooles.

Kia, gestaltungsmäßig seit einigen Jahren in der Hand des ehemaligen Audi-Designer Peter Schreyer, hat enorme Fortschritte gemacht. Die Zeiten des langweiligen Korea-Designs sind dank seiner Arbeit endgültig vorbei. So erklärt sich auch ein Auto wie der Soul - wobei hier der Name auch Teil des Programms ist: Ein Auto mit Seele sollte es werden, ein emotionales Auto, eines zum Fröhlichsein. Und tatsächlich: Wie die meisten Motorradfahrer grüßen sich auch die Soul-Fahrer freundlich winkend, wenn sie sich auf der Straße begegnen.

Nur: Kia wollte zuviel des Guten. Dass selbst für die Maserung der Sitzstoffe der Name Soul herhalten wird, verstehen wir als Vorschlag für die Hardcore-Fans des Modells (immerhin: Man muss es nicht bestellen ...). Dass die diversen Ablagefächer in schreiendem Rot gestaltet sind, fällt für uns unter das Motto: Jugendlichkeit muss sein, mit allen Mitteln. Dazu gehören auch die im Takt der Musik rot blinkenden Boxen (Aufpreis): Das ist anfangs ein netter Gag, nachts aber (und nur dann sieht man den Effekt gut) ein im Augenwinkel störendes und irritierendes Element. Wer aber kauft ein Discolicht, nur um es meistens (außer in gewissen Situationen) abzuschalten ...?

Wer schätzt nun diese würfeligen Autos? Höchstwahrscheinlich Kleinfamilien, Senioren, die die erhöhte Sitzposition mögen, weil es ihnen das Einsteigen erleichert (so viel zur angepeilten Jugendlichkeit), und Menschen mit Platz raubenden Hobbys. Aber da wird eigentlich auch schon wieder zuviel versprochen: 222 Liter Volumen (ohne umgelegte Sitze) sind nicht allzuviel, hinzu kommt eine hohe Ladekante. Auf Wunsch gibt es aber einen doppelten Boden für den alltagsüblichen Kleinkram. Immerhin: Wer die Rückbank umlegt, bekommt eine plane Fläche und 700 - 1140 Liter Ladevolumen.

Ein Farbtupfer in der Autolandschaft

Das Armaturenbrett fiel eher konventionell aus, ist aber übersichtlich und intuitiv bedienbar. Auch die Ablagen reichen. Überraschend gelungen ist ein anderes Detail: Das Bild der Rückfahrkamera wird im Innenspiegel gezeigt - damit sind die teuren, fest eingebauten Navi-Systeme mit Bildschirm obsolet. Leider gibt es diese sinnvolle Teil bei Kia nur im Paket mit Soundsystem und Sonnendach (Aufpreis: 1440 Euro).

Beim Antrieb lässt uns der koreanische Hersteller auch keine Wahl: Wer einen Benziner möchte, muss den 1,6-Liter mit 126 PS nehmen. Und der ist kein allzu williger Geselle: Soll sich der Soul agil vom Fleck bewegen, braucht es höhere Drehzahlen. Normalerweise treibt das den Spritverbrauch - der hielt sich bei uns aber erstaunlicherweise in relativen Grenzen: Im Schnitt genehmigte sich der Soul 7,4 Liter Super. Und, leider: Bei flotter Fahrt ist das Dröhnen des Motors unangenehm, ein sechster Gleit-Gang wäre in diesem Fall genauso wunderbar wie eine Start-Stopp-Automatik in der Stadt. Erstaunt hat uns auch der eher große Wendekreis von 10,5 Metern.

Dennoch: Im Einheitsbrei der uniformen Autolandschaft ist der Kia ein erfreulicher Farbtupfer.

Gut ... ... dass der koreanische Hersteller jetzt auch keck und verspielt kann. Aber ... ... der gewisse Auftritt birgt doch einige Tücken im Detail. Also ... ... das richtige Auto für alle, die gängigen Rastern ausweichen möchten.

Kia Soul 1.6 CVVT: 92 kW / 126 PS; max. Drehmoment: 156 Nm bei 4200 U/min; 0-100 km/h: 11,0 s; Vmax: 177 km/h; Testverbrauch: 7,4 l Super (lt. Werk: 6,5 l Super); CO2: 154 g/km, Euro 4; Grundpreis: 18.950 Euro (Spirit; Preis des Testwagens: 20.800 Euro)

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