Citroën C3 Picasso:Quietschegrüner Fahrefroh

Wer einen C3 Picasso fahren will, muss sich entscheiden: zwischen unaufdringlicher Fröhlichkeit und französischer Eleganz. Ein Praxistest

Günther Fischer

Stuss und Genuss Man muss ihn in dieser Farbe fahren, in diesem frühlingshaften Quietschgrün. Natürlich, es gäbe ihn auch in elegantem Schwarz, das dem Konkurrenz-Würfel Kia Soul so unnachahmlich gut steht. Aber erst mit hellem Lack werden die dunklen Applikationen sichtbar, die den französischen Kasten-Wagen so freundlich ins Pkw-artige abrunden. Allerdings: Von der Eleganz anderer Citroën-Modelle ist dem C3 Picasso nicht viel geblieben.

Citroën C3 Picasso: Ein Art Passivhaus mit prima Rundumsicht - dank dreigeteilter Panorama-Winschutzscheibe: der Citroën C3 Picasso

Ein Art Passivhaus mit prima Rundumsicht - dank dreigeteilter Panorama-Winschutzscheibe: der Citroën C3 Picasso

(Foto: Foto: Citroën)

Der C3 Picasso will also, das macht er mit seinem Auftritt klar, mehr sein als ein Transporteur von profanem Alltagsgut. Die geschmeidige Front und ein Doppelwinkel, der größer als bei anderen Citroën-Modellen ausfällt, lassen ihn knuffig und fröhlich wirken.

Ordert man den Franzosen mit der dreigeteilten Windschutzscheibe gar mit Panoramadach, ist das luftige Lebensgefühl fast perfekt - immerhin bestehen dann 4,52 Quadratmeter der Karosserie aus Glas. Ein Spitzenwert in dieser "Klasse". Die hohe Sitzposition, der Schaltknüppel, der aus dem Armaturenbrett herauswächst und der variable Laderaum sind weitere gelungene Zutaten.

Saft und Kraft Mit seinen 109 PS (zugegeben, das ist Top-Motorisierung) und dem maximalen Drehmoment von 245 Nm, das schon ab 1750 U/min bereitsteht, zieht der C3 Picasso ordentlich vom Fleck: Nie gibt es so etwas wie ein Kraftloch, der Motor wirkt jederzeit unaufgeregt. Kraftvoll wie ein Frosch (es gibt ja auch grüne ...) kurvt dieser Wagen behände und flott durch die Stadt.

Es ist zwar nur ein Fünfgang-Getriebe an Bord, aber der sechste Gang fehlt subjektiv nie: Zum Rasen ist dieses Auto ohnehin nicht gemacht, eher zum Dahinschnurren. Eine Tatsache, die sicherlich zu unserem erfreulich niedrigen Durchschnittsverbrauch von 5,9 Litern Diesel auf 100 Kilometer beigetragen hat. Nur, und da sind wir uns ebenfalls ziemlich sicher, der Motor wird bei der Kaufentscheidung nie an erster Stelle stellen.

Etwas enttäuschend ist allerdings, dass mit dem C3 Picasso ein Neuwagen lediglich mit Euro-4-Einstufung vorfährt und der Partikelfilter nur in Verbindung mit dem Topdiesel zu haben ist.

Ein bisschen Extravaganz ist geblieben

Family und Friends Auch wenn er den Transporteur kaschieren möchte: Bei solcherlei Aufgaben schlägt die große Stunde des C3 Picasso. Der Innenraum überrascht mit einer etwas eigenwilligen Materialanmutung und viel Geräumigkeit, mit unerwartet viel Komfort und einer prima Ergonomie. Das hohe Dach verspricht den Insassen einen lässigen Aufenthalt, auch die Langstreckentauglichkeit steht außer Frage.

Die Rücksitze lassen sich geteilt längs verschieben, die Sitzlehne lässt sich in der Neigung verstellen - so ist's auch in der zweiten Reihe bequem. Wer die Rücksitze umklappt, erhält nicht nur eine ebene Ladefläche, sondern zudem 1506 Liter Ladevolumen - das ist mehr als der Audi A4 Avant bieten kann. Dass das Umklappen äußerst einfach passiert - ein einziger Hebel muss gezogen und auf die Gurte und Kopfstützen keinerlei Rücksicht genommen werden -, passt da ins gut abgerundete Gesamtbild.

Wunsch und Wirklichkeit Die Instrumente muss man mögen. Wem aber Citroëns gewisse Extravaganz früher schon gefiel, wird ihrem Charme auch hier verfallen: Sie sind trotz mittiger Anordnung gut ablesbar und der Digitaltacho ist lichtdurchlässig - das heißt: Er wird vom Gegenlicht erhellt. Starke Sonneneinstrahlung ist also kein Problem mehr (Panoramadach!). Nachts leuchtet er sogar orange nach vorne.

Gerade weil der C3 Picasso aber seine Praktikabilität so betont, sollte an den arg kleinen Kleiderhaken, die in die hinteren Haltgriffe integriert sind, nachgearbeitet werden: Man kann da zwar seine frisch gereinigten Hemden hinhängen, nach der ersten Kurve aber liegen sie auf der Rückbank. Da war wohl etwas zuviel französische Lässigkeit am Werk.

Gut ... ... wie der C3 Picasso konsequent auf Nutzwert und Ökonomie setzt. Aber ... ... ein bisschen mehr Citroën-Eigenwilligkeit hätte dennoch sein dürfen. Also ... ... das Auto für coole Menschen, die nicht mehr cool sein müssen, und für alle Momos: die mobilen Moralisten.

Citroën C3 Picasso HDi 110 Exclusive: 80 kW / 109 PS; max. Drehmoment 245 Nm bei 1750 U/min; 0-100 km/h: 12,4 sec.; Vmax 183 km/h; Testverbrauch 5,9 l (Werksangabe: 5,0 l); Euro 4, CO2: 133 g/km; Preis: 21.700 Euro (Exclusive-Ausstattung)

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