E-Bikes:Dieses E-Bike fährt mit Wasserstoff statt mit Batterien

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Einen Akku braucht das E-Bike von Linde nicht. Ein Wasserstofftank liefert den Strom. (Foto: Linde)
  • Linde hat sein erstes Wasserstoff-E-Bike vorgestellt. Den Strom erzeugt ein Wasserstofftank, der in sechs Minuten aufgefüllt werden kann.
  • Zunächst sollen 100 Prototypen hergestellt werden.

Von Felix Reek

Die Autobranche forscht schon seit Jahren fieberhaft im Bereich alternativer Antriebe, im Hinterkopf die versiegenden Ölquellen und das Klima unseres Planeten. Am vielversprechendsten ist die Brennstoffzelle, bei der der nötige Strom für den Elektroantrieb aus Wasserstoff erzeugt wird. Dieser lässt sich schnell nachtanken und ist besonders umweltfreundlich, weil als Nebenprodukt nur Wasserdampf entsteht. Doch in der Automobilbranche ist er bisher ein Nischenprodukt. Es gibt nur wenige Modelle mit diesem Antrieb und die sind teuer. Will man tanken, gibt es deutschlandweit nur 17 Tankstellen. Das ist wenig alltagstauglich.

Warum die Wasserstofftechnik also nicht auf ein Fortbewegungsmittel übertragen, das wesentlich billiger und auf kein Tankstellennetz angewiesen ist? Wie etwa ein Fahrrad? Das deutsche Unternehmen Linde hat genau das getan. Innerhalb von drei Monaten entwickelte der Wasserstofftankstellenbetreiber sein E-Bike H2. Eine Brennstoffzelle ersetzt bei ihm den Akku, dadurch entfällt die oft stundenlange Ladezeit an der Steckdose.

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Auftanken in sechs Minuten

Am Rahmen des Unterrohrs sitzt ein kleiner Tank aus Aluminium und Carbon, der so groß ist wie eine Trinkflasche. Dieser kann in gerade einmal sechs Minuten mit Wasserstoff aufgetankt werden. Oder man tauscht die Kartusche einfach aus. Da laut Unternehmen der Wasserstoff mittels Windenergie oder der Reformierung von Biogas produziert wird, ist die Ökobilanz des H2-Bikes besser als bei den meisten Pedelecs, die an der Haushaltssteckdose aufgeladen werden.

Das Rad bringt es so auf eine elektrische Reichweite von 100 Kilometer. Das ist kein Bestwert, bewegt sich aber im üblichen Rahmen bei Pedelecs. Und der Vorteil des H2-Bikes ist, dass es keinen Akku besitzt, der irgendwann wegen Altersschwäche ausgetauscht werden muss. Sicherheitsbedenken muss man übrigens nicht haben: Der Wasserstofftank ist wie bei Autos TÜV-geprüft. Selbst wenn er bei einem Unfall undicht werden sollte, entweicht das Gas schnell nach oben.

Der Preis ist ernüchternd

Neu ist die Idee allerdings nicht. Das Neusser Unternehmen Gernweit entwickelte bereits 2008 ein Wasserstoffrad und zeigte das Ped-Hyclec auf der IAA 2013. Im Gegensatz zum Pedelec von Linde besitzt es zwei Wasserstoffflaschen, so dass eine immer als Reserve übrig bleibt. Die Reichweite ist ähnlich wie beim H2-Bike, auf den Markt kommen soll es noch in diesem Jahr.

Blickt man bei all diesen Rädern auf den Preis, folgt spätestens dann die Ernüchterung. 7000 Euro kostet das Rad von Gernweit, Linde verrät erst gar nicht, was eines für einen seiner 100 Prototypen fällig wird. Man gehe auf jeden Fall von einem hohen vierstelligen Betrag aus, sagt das Unternehmen.

Billiger werden die Räder erst, wenn sie massenhaft in Serie gehen. Wie es funktionieren könnte, zeigt in Frankreich das Alpha eBike, dass 2016 in Serie geht. Bis 2017 sollen bereits 1000 Räder unterwegs sein und so den Preis auf 2300 Euro pro Stück senken. Das ist zwar immer noch teuer, aber billiger als die automobile Alternative. Denn die bewegt sich zurzeit noch in vollkommen anderen Sphären. Der Mitteklassewagen Toyota Mirai zum Beispiel, eines der wenigen jetzt schon erhältlichen Wasserstofffahrzeuge, kostet wahnwitzige 78 500 Euro. Und steht noch immer vor dem gleichen Problem: Ist der Tank einmal leer, gibt es kaum Möglichkeiten ihn wieder aufzufüllen.

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