Black Cabs von Geely:Schwarze Taxis werden grün

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Seit ihr britischer Produzent pleiteging, produziert der chinesische Hersteller Geely die berühmten Black Cabs. (Foto: Bloomberg)
  • Die markanten Londoner Taxis werden inzwischen unter chinesischer Regie von Zhejiang Geely gefertigt.
  • Jetzt will der Konzern etwa 350 Millionen Euro in saubere Antriebe investieren. Dabei soll der ehemalige Opel-Chef Carl-Peter Forster das Management kontrollieren.
  • Die moderne Technik ist nötig, denn es drängen immer neue Hersteller ins Geschäft - und alle stammen aus dem Ausland.

Von Björn Finke, London

Es sind Wahrzeichen von London, sie stehen für Britishness wie die Queen und die roten Telefonzellen. Doch sie werden von einem chinesischen Konzern produziert: die berühmten Black Cabs, die klobig-runden Taxis, die durch die Straßen der Hauptstadt brettern - inzwischen auch in vielen anderen Farben als Schwarz.

Ihr englischer Hersteller Manganese Bronze ging pleite, und der chinesische Autofabrikant Zhejiang Geely übernahm die Reste des Betriebs vor zwei Jahren für bescheidene elf Millionen Pfund. Kurz darauf begann wieder die Fertigung in der Industriestadt Coventry, wobei der Käufer der Firma einen neuen Namen verpasste: The London Taxi Company (LTC).

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In Coventry laufen die Taxis für den Heimatmarkt vom Band, daneben lassen die Chinesen in Shanghai Black Cabs für andere Länder fertigen. Es ist nicht das erste Investment von Geely in Europa: Schon 2010 erwarb der Konzern den schwedischen Produzenten Volvo von Ford. Mit dem Taxigeschäft scheinen die Chinesen zufrieden zu sein - zumindest verkündete Geely nun, in den britischen Cab-Hersteller über die kommenden fünf Jahre umgerechnet 350 Millionen Euro zu investieren.

Der Hybridantrieb ist keine grüne Spielerei

Damit soll unter anderem ein Black Cab mit Hybridantrieb entwickelt werden, also ein Fahrzeug, das zwischen Benzin- und Elektromotor hin- und herschalten kann. Dieses Projekt wird ein alter Bekannter aus der deutschen Autobranche beaufsichtigen: Der frühere Opel-Chef Carl-Peter Forster wurde vor zwei Wochen zum Chairman der London Taxi Company ernannt und wird in dieser Rolle das Management kontrollieren. "Das Unternehmen tritt gerade in eine neue Ära innovativer Produkte ein", sagte er zum Antritt.

Die Idee mit dem Hybridmotor ist keine grüne Spielerei, sondern nötig, um im Geschäft zu bleiben. Um die Luftverschmutzung in der Innenstadt einzudämmen, will die Verkehrsbehörde Transport for London von 2018 an nur noch neue Taxis zulassen, die im Zentrum auf einen Antrieb ohne Abgase umschalten können. Zwei Jahre später möchte der exzentrische Bürgermeister Boris Johnson sogar sämtliche Autos aus der Innenstadt verbannen, die keinen strengen Abgasnormen genügen. London gehört zu den europäischen Großstädten mit der schlechtesten Luft; an der bei Touristen beliebten Kreuzung Oxford Circus maßen Forscher eine Stickoxid-Belastung, die schlimmer als in Peking ist.

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Insgesamt sind gut 22 000 Black Cabs bei der Verkehrsbehörde angemeldet, annähernd 90 Prozent stammen von Geelys Tochterfirma. Daneben verkauft Daimler umgebaute Mercedes Vitos als Cabs. Die Fahrzeuge müssen für die Zulassung in London einem 14-seitigen Kriterienkatalog entsprechen, den "Conditions of Fitness". Da ist etwa der besonders kleine Wendekreis von 7,62 Metern festgeschrieben, damit die Autos in den engen Straßen der Kapitale gut drehen können.

Nissan kündigte vor einem Jahr an, seinen Van NV200, der schon in anderen Städten als Taxi unterwegs ist, anzupassen und in London als Cab anzubieten. Doch inzwischen legten die Japaner das Projekt auf Eis, weil das Fahrzeug nicht den strengen neuen Abgasvorschriften genügen würde. In einem Jahr will dafür der kleine Hersteller Metrocab, der einem indischen Geschäftsmann gehört, ein Elektro-Cab auf den Londoner Markt bringen. Auch der türkische Busproduzent Karsan will die britische Hauptstadt mit Elektro-Taxis beglücken. Die Zukunft der Black Cabs ist also grün - und liegt in der Hand von Ausländern.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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