Selbstfahrende Autos:Apple, Tesla und Google, die Helden des autonomen Fahrens?

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Die Autohersteller überbieten sich gegenseitig mit Ankündigungen zum autonomen Fahren. (Foto: Britta Pedersen/dpa)
  • Die meisten entscheidenden Patente für selbstfahrende Autos liegen nicht im Silicon Valley, sondern verteilen sich auf deutsche und japanische Unternehmen.
  • Fünf der zehn größten Patentanmelder stammen aus Japan, vier sind aus Deutschland.
  • Neben Daimler und Volkswagen sind die Zulieferer Bosch und Continental auf diesem Gebiet sehr aktiv.

Von Thomas Fromm, München

Es brauchte gar nicht so viel, um die Manager der etablierten Autokonzerne in Panik zu versetzen. Als der amerikanische IT-Koloss Google vor einiger Zeit fahrerlose Roboterautos auf Probetouren durch das kalifornische Mountain View schickte, war sie da, die Angst vor dem Niedergang. Werden neue Spieler wie Google, Apple oder der kalifornische Elektroautobauer Tesla jetzt die Spielregeln der Autobranche komplett über den Haufen werfen und Unternehmen wie BMW, Daimler und Volkswagen in den nächsten Jahren überholen? Und irgendwann vielleicht sogar ganz vom Markt fegen?

Konzerne wie Google und Apple, so die Befürchtung, rüsten schon heute eine junge, globale Käuferschicht mit ihren Produkten aus. Hip, jung, modern. Was, wenn die Kalifornier nach Smartphones und Uhren jetzt auch noch mit smarten Autos kommen? Sie horten Milliarden und könnten sich jederzeit auch einen eigenen Autobauer kaufen, wenn sie wollten. Die traditionellen Hersteller überbieten sich daher gerade mit Ankündigungen zu selbstfahrenden Autos. Bloß nicht altmodisch wirken, es geht um die Zukunft - auch wenn man noch gar nicht so genau weiß, wann diese Zukunft genau beginnen wird.

Die einen machen Marketing, die anderen haben das Know-how

Dabei besteht eigentlich gar kein Grund zur Panik. Die Hightech-Industrie sorgt zwar mir ihrer gigantischen Marketing-Maschinerie für die größeren Überraschungseffekte - das technische Know-how für die nächste Autogeneration aber haben Autokonzerne in Deutschland und Japan.

Experten haben untersucht, wer die entscheidenden Patente für selbstfahrende Autos hat, und - Überraschung - ein großer Teil von ihnen liegt nicht im Silicon Valley, sondern verteilt sich auf deutsche und japanische Unternehmen. Fünf der zehn größten Patentanmelder sind aus Japan, vier aus Deutschland. Allen voran die Autobauer Daimler und Volkswagen und die Zulieferer Bosch und Continental.

"Man kann daraus schon den Schluss ziehen, dass die deutschen Autohersteller beim autonomen Fahren technologisch mit vorne liegen", sagt Patentanwalt Jens Koch von der Münchner Kanzlei Grünecker, wo die Studie entstand. Denn: "Die Quantität der Patente" sage "auch einiges über die Qualität der Technologie aus". Ganz vorne: Der Zulieferer Bosch, der in den vergangenen sechs Jahren 2710 Patente zum autonomen Fahren veröffentlicht hat. Auf Platz zwei und drei liegen der japanische Autokonzern Toyota und VW mit jeweils 2061 und 1173 Patenten.

Grafik: SZ (Foto: Patente)

BMW und Ford wollen 2021 selbstfahrende Autos bauen

Google rangiert mit 140 Patent-Veröffentlichungen zwar auf den hinteren Plätzen - allerdings waren die Kalifornier erst 2008 mit gerade mal sechs Patenten gestartet. Der Suchmaschinen-Weltmarktführer und Internetgigant ist also gerade dabei, das Geschäft mit selbstfahrenden Autos mit großen Schritten aufzubauen.

Noch sind die klassischen Autokonzerne vorne. Das aber könnte sich irgendwann ändern. Nun werde es "für die Autobauer in den künftigen Jahren auch darum gehen, ihren Vorsprung zu behalten und nicht überholt zu werden", sagt Patentanwalt Koch.

Die etablierten Hersteller machen nun Tempo, es soll schnell gehen. BMW und Ford wollen schon 2021 selbstfahrende Autos in Serie bauen, vor allem in Fahrzeugflotten von Taxi-Unternehmen oder Carsharing-Diensten sollen die ersten Generationen der Fahrzeuge eingesetzt werden.

Bis Autos wirklich autonom unterwegs sind, müssen noch viele Fragen geklärt werden. Der Verkehr soll durch autonomes Fahren zwar sicherer werden - aber wie viele Fahrer die Hoheit über ihr Auto am Ende aus der Hand geben werden, muss sich erst noch zeigen. Sicher ist: Der Weg vom assistierten Fahren mit Einparkhilfen, Stauassistenten und kontrolliertem Spurhalten hin zum komplett autonomen Fahren dürfte noch lang sein und viele Jahre dauern. Die Technik kann zwar schon vieles, aber die rechtlichen Rahmenbedingungen müssen erst noch geschaffen werden.

© SZ vom 19.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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