ADAC verteidigt Pannenstatistik:Raus aus dem Zahlen-Dickicht

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ADAC-Präsident Peter Meyer stellt den Autopreis "Gelber Engel" auf den Prüfstand. (Foto: dpa)

Nachdem zuletzt Kritik an der Pannenstatistik laut geworden ist, macht der ADAC nun nähere Angaben zu deren Erhebung. Die Zahlen seien "sachlich nachvollziehbar und überprüfbar". Zudem gibt es die nächste Entschuldigung.

Nach dem Skandal um manipulierte Teilnehmerzahlen beim Autopreis "Gelber Engel" hat der ADAC seine von vielen Verbrauchern beachtete und zuletzt in die Kritik geratene Pannenstatistik verteidigt. Die Statistik sei "sachlich nachvollziehbar und überprüfbar", erklärte der ADAC in München am Donnerstag. Die Methodik sei vom Statistik Institut der Universität München überprüft.

Der ADAC veröffentlicht die Pannenstatistik seit 1978 jährlich in seiner Mitgliederzeitschrift Motorwelt und schlüsselt sie auch nach Autotypen auf - ein für viele Autokäufer wichtiges Kaufkriterium. Grundlage sind die Anrufe von ADAC-Mitgliedern bei Pannen. Berücksichtigt für die Statistik werden nach Angaben des Vereins nur Fahrzeuge, die älter als ein Jahr und jünger als sechs Jahre sind. Reifenpannen und selbst verschuldete Pannen - falscher Kraftstoff oder im Auto vergessene Schlüssel etwa - werden demnach nicht berücksichtigt.

ADAC veröffentlicht konkrete Zahlen

Gleiches gilt für die Einsätze, die der ADAC für Autohersteller fährt. Die Hersteller geben ihren Kunden in der Regel eine sogenannte Mobilitätsgarantie, meist für die ersten drei Jahre nach dem Kauf. Der ADAC erfüllt diese Garantie dann im Auftrag der Hersteller - ganz oder teilweise etwa für Opel, Mercedes, Ford, Citroën, Peugeot, Honda, Nissan oder Volvo. Im Jahr 2012 seien dies rund 140.000 Einsätze gewesen, sagte ein ADAC-Sprecher. Insgesamt wertete der Autoclub demnach 2,6 Millionen Einsätze für seine Pannenstatistik 2013 aus.

"Sehr schön" sei es, dass der ADAC diese Zahlen nun transparent mache, sagte Autoexperte Stefan Bratzel von der Fachhochschule der Wirtschaft Bergisch-Gladbach der Nachrichtenagentur AFP. "Diese Zahlen muss man kennen, um auch die Schwachpunkte zu kennen." Fahrer von neuen Autos nutzten natürlich die Mobilitätsgarantie, welche die Hersteller teils selbst ausführen, teils an Anbieter wie den ADAC vergeben. In der Pannenstatistik des ADAC tauchten daher "einfach mehr alte als neue Wagen auf, und das muss man einfach wissen". Auch Autoexperte Ferdinand Dudenhöffer von der Universität Duisburg-Essen verwies auf diese "Verzerrung".

VW-Vorstandschef Martin Winterkorn mit dem Gelben Engel 2014 für das "Lieblingsauto der Deutschen". (Foto: dpa)

Entschuldigung bei den Autoherstellern

Außerdem will sich der ADAC bei den Autoherstellern und Zulieferern wegen der Manipulation bei der "Gelber Engel"-Verleihung entschuldigen. Das werde auf allen Ebenen geschehen - im persönlichen Gespräch, telefonisch und auch schriftlich, sagte ein Sprecher des Autoclubs. "Auf höchster Ebene" werde es einen offiziellen Brief geben. Bei einigen Herstellern habe der Club sich bereits entschuldigt.

Beim Preis "Lieblingsauto der Deutschen" hatte ADAC-Kommunikationschef Michael Ramstetter die Zahlen nach oben frisiert, er übernahm die Verantwortung und legte sein Amt nieder.

Die Zukunft des "Gelben Engel"

Unklar ist weiter die Zukunft des Autopreises. ADAC-Präsident Peter Meyer hatte der Branchen- und Wirtschaftszeitung "Automobilwoche" gesagt, der Preis "Gelber Engel" habe "sicherlich" keine Zukunft. "Das war ein Totalschaden", sagte er dem Blatt. "Wir denken im Moment überhaupt nicht darüber nach, ob wir so etwas Ähnliches wieder machen wollen." Ein ADAC-Sprecher in München hatte am Mittwochabend jedoch betont, es sei noch nicht entschieden, ob und in welcher Form es den Preis in Zukunft noch geben werde. Allerdings werde es die aufwändige Preisverleihung in der Allerheiligen-Hofkirche in der Münchner Residenz künftig definitiv nicht mehr geben.

Der Autobauer VW hatte schon am vergangenen Dienstag erklärt, vorerst auf Werbung mit dem Autopreis "Gelber Engel" zu verzichten. Voraussetzung für weitere Entscheidungen sei eine lückenlose Aufklärung durch den ADAC, anhand dieser Ergebnisse werde entschieden, wie man weiter mit dem Preis umgehe. Sollten sich Autohersteller dazu entscheiden, "Gelbe Engel" zurückzugeben, wäre dies ein weiterer Imageschaden für den Autoclub.

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