Wissenschaft:Wenig heimattreu: Kaiserpinguine verlegen bei Bedarf ihre Brutkolonie

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Saint Paul/Straßburg (dpa) - Pinguine in der Antarktis sind weniger heimatverbunden als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommen zwei aktuelle Studien.

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Saint Paul/Straßburg (dpa) - Pinguine in der Antarktis sind weniger heimatverbunden als bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis kommen zwei aktuelle Studien.

„Unsere Untersuchungen zeigen, dass Brutkolonien über die Jahre aufzutauchen und zu verschwinden scheinen, wird Michelle LaRue von der Universität von Minnesota in Saint Paul in einer Mitteilung ihrer Hochschule zitiert. „Das passt nicht zu dem Verhalten von Kaiserpinguinen, wie wir es zu verstehen glaubten.“

Bisher habe als gesichert gegolten, dass Kaiserpinguine immer wieder zum selben Brutort zurückkehren. Forscher seien deshalb besorgt gewesen, dass das schwindende Meereis die Tiere beeinträchtigen könnte. Nun geben LaRue und ihre Kollegen Entwarnung: Sie fanden innerhalb von drei Jahren anhand von Kot und anderen Hinterlassenschaften sechs ehemalige Pinguinkolonien, zu denen die Tiere nicht zurückgekehrten. Zugleich entdeckten sie bei der Auswertung von Satellitenaufnahmen neue Brutkolonien.

Wissenschaftler um André Ancel von der Universität Straßburg in Frankreich bestätigen diese Erkenntnisse: Auch sie hatten Satellitenbilder ausgewertet - vor und nach dem Abbruch einer großen Gletscherzunge im Februar 2010. Die Kolonie auf der Zunge des Mertz-Gletschers in der Ost-Antarktis zog offenbar in die Nähe der Abbruchkante um, wo es zuvor keine Kolonie gegeben hatte, berichten die Forscher im Fachmagazin „PLOS ONE“.

Bei einem Besuch stellten Ancel und Kollegen dann überrascht fest, dass es in etwa 20 Kilometern Entfernung eine zweite Kolonie gibt. Sie sei auf den Satellitenaufnahmen nicht zu erkennen gewesen, schreiben die Forscher. Sie vermuten, dass die ungünstigen Landschaftsbedingungen zu einem Aufspalten der ehemaligen Kolonie geführt haben. „Die Fähigkeit der Kaiserpinguine, wegen Veränderungen in der Umwelt ihre Kolonien zu verlegen, unterstreicht den weiteren Bedarf an einem Mix aus Fernerkundung und Untersuchungen vor Ort“, betonen die Biologen.

Nach der Auswertung früherer Schätzungen und eigener Berechnungen kommt Ancels Team auf eine Gesamtzahl von etwa 260 000 Kaiserpinguin-Paaren in 52 Brutkolonien der Antarktis. Das seien rund ein Viertel mehr als vor 15 Jahren.

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