Wissenschaft:Ein Fingerzeig reicht: Elefant versteht Mensch

Cambridge/USA (dpa) - Afrikanische Elefanten können den Fingerzeig eines Menschen deuten. Auch ohne vorherige Übung finden sie Futter, wenn ein Mensch mit dem Finger darauf zeigt, berichten Forscher im Fachblatt "Current Biology". Viele Menschenaffen könnten das nicht, zumindest nicht, ohne Training.

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Cambridge/USA (dpa) - Afrikanische Elefanten können den Fingerzeig eines Menschen deuten. Auch ohne vorherige Übung finden sie Futter, wenn ein Mensch mit dem Finger darauf zeigt, berichten Forscher im Fachblatt "Current Biology". Viele Menschenaffen könnten das nicht, zumindest nicht, ohne Training.

Anna Smet und Richard Byrne von der University of St. Andrews (Großbritannien) hatten insgesamt elf Afrikanische Elefanten (Loxodonta africana) getestet, die in Südafrika für Safaris mit Touristen eingesetzt werden. Die Tiere sind den Umgang mit Menschen gewohnt und haben gelernt, auf gerufene Kommandos zu reagieren. Es sei nicht auszuschließen, dass sie auch zeigende Gesten beim Menschen gesehen haben, sie wurden aber nie darauf trainiert, erläutern die Wissenschaftler.

Bei den Tests zeigte ein Trainer auf einen von zwei Eimern vor seinen Füßen, und zwar immer auf denjenigen, der Futter enthielt. In mehr als zwei Drittel der Fälle wählten die Elefanten auf den Fingerzeig hin den richtigen Eimer aus. Das sei deutlich mehr als durch Zufall zu erwarten wäre, schreiben die Forscher. Zum Vergleich: Kleinkinder im Alter von einem Jahr schaffen ähnliche Tests mit einer nur geringfügig höheren Trefferquote (73 Prozent zu 68 Prozent).

Die Forscher fanden in ihrer Untersuchung keine Unterschiede zwischen Tieren, die schon länger mit Menschen zusammenlebten oder in Gefangenschaft geboren wurden und solchen, die in der Wildnis geboren wurden oder erst kurz beim Menschen waren. Die Elefanten verbesserten sich auch im Laufe der Tests nicht. Sie lernten also nicht, den Fingerzeig zu deuten, sondern verfügten scheinbar bereits zuvor über diese Eigenschaft.

Elefanten leben ähnlich wie Menschen in komplexen Netzwerken, in denen Unterstützung, Mitgefühl und Hilfe für andere zum Überleben nötig sind. In so einem Verband zahle sich vermutlich die Fähigkeit aus, der zeigenden Geste eines Artgenossen zu folgen, glauben die Forscher. Möglicherweise nutzten die Elefanten untereinander ihren Rüssel, um Artgenossen auf etwas aufmerksam zu machen. Dies müsse aber noch weiter untersucht werden.

Die Studie liefere auch eine Erklärung dafür, warum Menschen schon seit Jahrtausenden Elefanten als Arbeitstiere einsetzen können: Obwohl sie anders als Pferde, Hunde oder Kamele nie darauf trainiert wurden, scheinen Elefanten Menschen verstehen zu können, schreiben die Forscher. "Elefanten ähneln uns kognitiv mehr als bisher gedacht. Das versetzt sie in die Lage, unsere typische Angewohnheit zu verstehen, auf Dinge in der Umgebung mit dem Finger zu zeigen", sagt Richard Byrne.

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