Stuttgart (dpa/lsw) - Die Menschen im Südwesten essen immer öfter Hirsch, Reh oder Wildschwein und Co. - und das nicht nur zur Weihnachtszeit. Die Nachfrage nach heimischen Wild sei höher denn je, sagte ein Sprecher des Landesjagdverbandes, „und wir Jägerinnen und Jäger können der hohen Nachfrage zum Teil nicht gerecht werden“. Auch das Landwirtschaftsministerium spricht von einer Zunahme des Interesses an einheimischem Wild.
Zahlen für den Südwesten beziehungsweise ein Überblick über die Entwicklung des Wildfleischkonsums im Land liegen einem Ministeriumssprecher zufolge zwar nicht vor. Laut verschiedener Studien legten inzwischen aber gerade jüngere Verbraucher beim Fleischkauf Wert auf Tierwohl. Wild als natürliches Lebensmittel aus heimischen Jagdrevieren werde dem gerecht, sagte der Sprecher weiter. „Zudem stärkt der Konsum regionaler Wildspezialitäten den Ländlichen Raum, schützt das Klima und erhält ein Stück Heimat“, betonte Landwirtschaftsminister Peter Hauk (CDU).
Dem Trend tragen auch Initiativen wie die der fünf sogenannten WildRebellen Rechnung, die im Auftrag des Landesjagdverbandes das Image der Jagd aufbessern und das Bewusstsein für „das beste Fleisch der Welt“ wecken möchten, wie es auf der Website heißt. So kümmert sich etwa Wildrebell Tizian Reinwald mit seinen Mitstreitern um verschiedene Social-Media-Kanäle - „die Clickzahlen etwa auf Youtube steigen stetig“, sagte er.
Auch in den Metzgereien seiner Familie - Reinwald betreibt mit seinem Vater vier Filialen im Südwesten unter anderem in Brackenheim (Kreis Heilbronn) - werde deutlich mehr Wildbret verkauft als noch vor fünf Jahren. „Dieses Jahr haben wir mehr Wildfleisch denn je verkauft“, berichtete er. Hunderte Kilogramm seien über den Tresen gegangen, ausschließlich aus einheimischer Jagd.
Der jüngsten Erhebung des Deutschen Jagdverbandes (Stand 1. April bis 31. März 2021) zufolge haben die Menschen in Deutschland zuletzt rund 29.000 Tonnen Wildfleisch aus heimischer Jagd verdrückt. Rund 57 Prozent davon war Wildschweinfleisch, gefolgt von Reh (31 Prozent). Das meiste Rehwild erlegten dabei Jäger aus Baden-Württemberg und Bayern, während Wildschweinfleisch vor allem von Jägern aus Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern kam.
Darüber hinaus wird allerdings auch ein beträchtlicher Teil des insgesamt in Deutschland verzehrten Wildfleisches importiert beispielsweise aus Neuseeland oder stammt aus sogenannter Gatterhaltung - was nicht nur aus Sicht von Tierschützern wie etwa der Organisation Peta, sondern auch in den Augen der Wildrebellen nicht einer artgerechten Haltung entspricht. „Das ist wie Massentierhaltung“, sagte Reinwald.
Seiner Einschätzung zufolge wird der Trend zum einheimischen Wild weiter zunehmen. Damit es den Menschen nicht nur im Winter und nicht nur zu feierlichen Anlässen einfällt, werbe man dafür, Wild beispielsweise auch mal auf den Grill zu schmeißen. „Wild ist alltagstauglich, aber trotzdem was Besonderes.“
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