Sternenhimmel im Oktober:Glänzender Jupiter

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Der Oktober ist ein Fest für Astronomen: Venus begleitet Frühaufsteher in den Tag und der auffallend helle Jupiter im Stier lässt sich jetzt praktisch die ganze Nacht über beobachten - genau wie Uranus in den Fischen.

Helmut Hornung

Der Sternenhimmel von Anfang Oktober, 22.30 Uhr bis Ende Oktober, 19.30 Uhr. (Foto: M. Rothe)

Wie weit kann man mit bloßem Auge sehen? Astronomen fällt es leicht, diese Frage zu beantworten: zweieinhalb Millionen Lichtjahre. Das ist die Entfernung zu jenem unscheinbaren Fleckchen, das Sternfreunde jetzt im Bild Andromeda beobachten. Was verbirgt sich hinter diesem glimmenden Etwas? Darüber stritten die Forscher noch vor 90 Jahren. Während die einen glaubten, der "Andromedanebel" sei Teil unserer Milchstraße und lediglich eine Gaswolke, in der neue Sterne zur Welt kämen, hielten ihn die anderen für eine eigenständige Galaxie. Schon der Philosoph Immanuel Kant hatte 1755 behauptet, dass es neben unserer Milchstraße noch sehr viele andere "Welteninseln" gebe.

Der Zwist spitzte sich immer mehr zu - und sollte am 26. April 1920 entschieden werden. Im National Museum of Natural History in Washington halten die Zuhörer den Atem an, als die Protagonisten das große Auditorium betreten: Heber Curtis von der Lick-Sternwarte und Harlow Shapley, Wissenschaftler am Mount-Wilson-Observatorium. Während der "großen Debatte" schenken sie sich nichts. Das Duell endet ohne klaren Sieger, die meisten Zuhörer neigen aber eher der Meinung von Curtis zu, wonach das gesamte Universum nicht nur aus der Milchstraße besteht und die beobachteten Nebelflecken eigene Galaxien sind.

Im Oktober 1923 fand Edwin Hubble den Schlüssel zum Bau des Alls, und zwar - Ironie der Geschichte - ausgerechnet am Mount-Wilson-Observatorium. Mit dem 2,5-Meter-Teleskop entdeckte der Astronom im Andromedanebel einen veränderlichen Stern vom Typ Delta Cephei. Solche kosmischen Blinklichter pulsieren periodisch und dienen als Standardkerzen, aus deren Lichtkurve sich die Entfernung berechnen lässt. Am 19.Februar schrieb Edwin Hubble an seinen Kollegen Harlow Shapley: "Sie werden sich freuen zu hören, dass ich im Andromedanebel einen Delta-Cephei-Stern gefunden habe." Shapley freute sich natürlich nicht! Denn Hubble berechnete die Distanz zu 900.000 Lichtjahren - damit musste das Objekt eine eigene Galaxie sein.

Mit einem Durchmesser von 140.000 Lichtjahren und 300 bis 400 Milliarden Sonnenmassen übertreffen die Dimensionen der Andromedagalaxie (Katalogbezeichnung M 31) deutlich die unseres eigenen Systems. Mittlerweile wurde die Entfernung auf die anfangs genannten zweieinhalb Millionen Lichtjahre korrigiert.

Venus begleitet Frühaufsteher in den Tag; die strahlende Liebesgöttin wandert vom Löwen in die Jungfrau und steht morgens hoch am Osthimmel. Mars durchquert die Sternbilder Waage, Skorpion und Schlangenträger, geht aber Mitte Oktober schon gegen 20 Uhr unter. Der auffallend helle Jupiter im Stier lässt sich jetzt praktisch die ganze Nacht über beobachten, ebenso Uranus in den Fischen. Neptun im Wassermann zeigt sich in der ersten Nachthälfte. Um ihn sowie seinen Kollegen Uranus zu sehen, benötigt man aber ein Fernglas, besser ist ein Teleskop. Merkur und Saturn bleiben unsichtbar. Dagegen sollten sich Hobby-Astronomen zwei Termine notieren: Am Morgen des 3.Oktober steht Venus ganz dicht bei Regulus, dem Hauptstern des Löwen. Und am späten Abend des 5. Oktober zieht der abnehmende Mond am glänzenden Jupiter vorbei.

Der Mond-Fahrplan: Letztes Viertel am 8., Neumond am 15., Erstes Viertel am 22. und Vollmond am 29. Oktober. Vom 5. bis 9. Oktober sind die Delta-Draconiden aktiv, am 20. Oktober fallen besonders viele Sternschnuppen der Orioniden vom Firmament. Am 28.Oktober endet die Sommerzeit, die Uhren müssen um eine Stunde zurückgestellt werden.

© SZ vom 05.10.2012 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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