Sport:Wenn's läuft, dann läuft's - wirklich

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Manchmal haben Sportler tatsächlich "einen Lauf" oder eine "heiße Hand". Das sagen zumindest Statistiker der Yale University, die mehr als 300.000 Freiwürfe in der NBA ausgewertet haben.

Hanno Charisius

Wenn ein Basketball-Spieler einen Korb nach dem anderen wirft, dann ist das nicht bloß Zufall. Eine statistische Analyse von 308.862 Freiwürfen aus fünf Spieljahren der amerikanischen Profi-Basketball-Liga NBA zeigt: Spieler haben manchmal Erfolge in Serie und treffen in dieser Phase besser als sonst.

308.862 Freiwürfe aus der US-Basketballliga NBA haben die Statistiker ausgewertet. (Foto: AFP)

Damit belegen Gur Yaari von der Yale Universität und sein Kollege Shmuel Eisenmann, was Fans schon lange wussten: Ihre Idole können eine "heiße Hand" oder einfach "einen Lauf" haben.

Bislang wurden solche Beobachtungen von Statistikern mit der Voreingenommenheit der Zuschauer erklärt. Nach dem Motto: Sie sehen, was sie sehen wollen. Im Jahr 1985 veröffentlichten der Psychologe Thomas Gilovich, der heute an der Cornell Universität im US-Bundesstaat New York arbeitet, und seine Kollegen Robert Vallone and Amos Tversky einen berüchtigten Fachartikel, den Basketball-Enthusiasten seither bekämpfen.

Die Forscher verglichen damals die NBA-Statistik mit den Aussagen von Fans und kamen zu dem Schluss, die Zuschauer hätten eine "fehlerhafte Wahrnehmung" des realen Geschehens.

Seither lässt das Phänomen Statistiker nicht mehr los. Vor zwei Jahren verglich Markus Raab, Psychologe von der Sporthochschule Köln, der das Phänomen der "heißen Hand" ebenfalls untersucht, Dutzende Studien zu diesem Thema.

Damals kamen er und seine Kollegen zu einem Unentschieden zwischen wunschmotivierter Wahrnehmung und einem echtem Effekt. Was in etwa bedeutet, dass es in einzelnen Sportarten einzelne Spieler geben kann, die ihre normale Exzellenz an manchen Tagen selbst übertreffen.

Das passt zu der Schlussfolgerung, die Yaari aus seinem Zahlenberg zieht: Er glaubt, dass die statistischen Auffälligkeiten mit "guten Phasen" eines Spielers zu erklären sind und nicht nur ein Glückstreffer für ein bisschen Lockerheit sorgt, schreibt er im Fachjournal PLoS One (Bd. 6, e24532).

Markus Raab zweifelt dennoch an der Aussagekraft der Statistik und sucht die Erklärung des Phänomens eher in den Gehirnen der Zuschauer. "Menschen entdecken in unterschiedlichen Situationen Muster in zufälligen Ereignissen. Und erstaunlicherweise hilft ihnen das trotzdem oft, die richtigen Entscheidungen zu treffen." Für den Basketball könnte das bedeuten: Nicht jede Trefferserie wird von einer heißen Hand geworfen - aber manche.

© SZ vom 07.10.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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