Der kleine Finger ist unter den Problemzonen des modernen Menschen bislang unterrepräsentiert. Da gibt es zwar den "Smartphone-Nacken", die "iPad-Schulter" und zuletzt die "WhatsAppitis". Letztere ist eine Sehnenentzündung nach einer Überdosis Kurznachrichten und betrifft immerhin die Daumen. Doch der kleine Finger schien sich unbemerkt an den Tücken der Technik vorbeizumogeln. Er wollte einfach klein und unbedeutend bleiben.
Umso größer der Schock, als der japanische Mobilfunkanbieter NTT Docomo die angebliche, durch Smartphones verursachte "Handy-Delle" offenbarte:
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Grob übersetzt: "Fingerdeformation!? (...) Geben Sie nicht zu viel Gewicht auf einen Finger, verlagern Sie das Handy, machen Sie Pausen." Doch die Warnung kam zu spät. Der Kurznachrichtendienst Twitter füllte sich mit kleinen Fingern. Mal ängstlich-fragend:
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Mal wütend und fassungslos.
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Noch nie habe sie ihren Finger so sehr untersucht wie an jenem Tag, befand eine US-Fernsehmoderatorin.
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Die große Befürchtung der Nutzer: Verweilt das Smartphone zu lange auf dem kleinen Finger, so verforme sich der Knochen unter der Last. Eine charakteristische "Handy-Delle" entstehe.
Medien entdeckten den kleinen verformten Finger, der auf Twitter als #smartphonepinky kursiert. "Benutzen Sie Ihr Smartphone auch viel zu oft?" fragte die Bild. "Überprüfen Sie jetzt Ihre Finger", verordnete die britische Sun ihren Lesern.
Was steckt dahinter?
Stehen der Smartphone-Industrie also künftig Klagen ihrer Kunden über kaputte Finger ins Haus? Ist der Huckel am Ende sogar gesundheitsgefährdend?
"Aus schulmedizinischer Sicht ist das Blödsinn", sagt Thomas Schoeller, Ärztlicher Direktor der Handchirurgie am Marienhospital Stuttgart. "Wenn das Knochenskelett ausgewachsen ist, kann eine mechanische Belastung nicht zu einer Verformung führen." Dies sei ausgeschlossen, selbst bei Bauarbeitern oder Klavierspielern, die ihre Hände sehr stark beanspruchen.
Dauerbelastung könne höchstens zu einem starken Muskelaufbau oder einer Entzündung der Sehnen führen, sagt Schoeller. "Robert Schumann hat wie verrückt Klavier geübt und sich damit die Sehnen kaputt gemacht." Seine Knochen hätten sich dadurch aber nicht verändert.
Bleibt die Frage, was auf den Bildern zu sehen ist. Bei einigen mag Photoshop nachgeholfen haben. Andere Fotos könnten angeborene Verformungen zeigen, zum Beispiel eine Klinodaktylie, bei der ein Fingerglied leicht abgewinkelt ist. Erkrankungen des Bindegewebes wie Morbus Dupuytren können ebenfalls einen verformten Finger zur Folge haben, allerdings tritt die Krankheit hauptsächlich bei älteren Männern auf. Schoeller hält es für wahrscheinlicher, dass die meisten sich die Verformung bloß einbilden. Vielmehr sehen Fingergelenke so aus, wie sie nunmal aussehen. "Es hat mit der Verteufelung von Smartphones zu tun", sagt Schoeller. Die Kommunikation verändere sich grundlegend, und viele wollten in diesen Umbruch wohl auch körperliche Veränderungen hineinlesen.
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