Erde extrem:Wo die Sonne immer scheint

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Die "Sieben goldene Städte von Cibola" fanden die spanischen Konquistadoren nicht. Doch dafür kamen sie zu einem Ort des ewigen blauen Himmels.

Markus C. Schulte von Drach

Die Expedition war zum Scheitern verurteilt. Die spanischen Konquistadoren waren in der Hoffnung auf Gold lediglich einem Mythos gefolgt. Wieder einmal.

Die St. Thomas Mission in Yuma steht dort, wo sich 1780 eine Missionsstation von Francisco Garcés befand. (Foto: Foto: iStock)

Einige Jahre zuvor hatte bereits Juan Ponce de León in Florida vergeblich den Jungbrunnen gesucht. Und Gonzalo Pizarro konnte weder am Amazonas noch anderswo das Goldland Eldorado entdecken.

Nun sollten es gleich sieben Städte sein, in denen die Spanier riesige Goldschätze zu finden hofften.

Schließlich hatten auch Hernán Cortés in Mexiko und Francisco Pizarro in Peru riesige Ländereien und Schätze erobert. Da klangen die Geschichten von den "Sieben goldenen Städten von Cibola" einfach zu verlockend.

Besonders, weil eine scheinbar verlässliche Quelle, Fray Marcos de Niza, ein italienischer Franziskanermönch in spanischen Diensten, dem spanischen Vizekönig in Mexiko-Stadt die Gerüchte von Cibola bestätigt hatte. Der Vizekönig hatte den Franziskaner ausgesandt, um die Schilderungen eines Überlebenden einer früheren Nordamerika-Expedition, Álvar Núñez Cabeza de Vaca, zu überprüfen.

Der hatte während seiner achtjährigen Odyssee zwar keine "Goldenen Städte" gesehen. Doch das wollten ihm seine Landsleute einfach nicht glauben. Lieber hielten sie sich an den Mönch, der die Pueblos der Zuni-Indianer nach seiner Rückkehr als riesige, reiche Städte beschrieb.

Und so machte sich Francisco Vásquez de Coronado 1540 auf den Weg nach Norden, um die "Goldenen Städte" zu erobern. Tatsächlich nahm er die Pueblo-Städte der Zuni ein, darunter eine, die Cibola genannt wurde. Doch Gold fanden die Spanier nicht, weshalb sich Coronado gleich auf die Suche nach dem nächsten sagenumwobenen Ort machte: dem Goldland Quivira im Osten Cibolas. Erneut vergeblich.

Was die Spanier in Rahmen der Coronado-Expedition jedoch wirklich entdeckten, war der sonnigste Ort der Erde.

Um Coronados Truppen vom Meer aus zu unterstützen, sandte der Vizekönig im Mai 1540 Hernando de Alarcón mit einigen Schiffen in den Golf von Kalifornien. Im September erreichten die Spanier die Mündung des Colorado Rivers im Norden des Golfs. Mit Booten fuhren sie stromaufwärts, um Coronado zu erreichen. Dabei stießen sie etwa bis zu dem Ort vor, wo später die Stadt Colorado City gegründet wurde.

Die Wüste bei Yuma. Manchmal ist der Himmel doch bewölkt. (Foto: Foto: oh)

Ihre Landsleute fanden sie nicht. Doch sie hatten eine Region entdeckt, in der die Wahrscheinlichkeit, dass die Sonne scheint, im Jahresdurchschnitt bei mehr als 90 Prozent liegt.

Von den 4400 Stunden, die unserer Lichtquelle hier jedes Jahr zur Verfügung stehen, scheint sie im Durchschnitt mehr als 4200 Stunden. Zum Vergleich: In Deutschland liegt der Rekord für die höchste jährliche Sonnenscheindauer bei 2329 Stunden, gemessen 1959 am Rande der Schwäbischen Alb.

Natürlich war den Spaniern dies nicht bewusst - und vermutlich wäre es ihnen angesichts der Strapazen, die ihnen diese beiden Wüsten in Nordamerika, die Sonora und die Mojave, abverlangt hatten, völlig egal gewesen.

Erst um 1780 gründete der spanische Missionar und Franziskanermönch Francisco Garcés Missionsstationen, die jedoch von den Indianern zerstört wurden. Auch der Mönch starb bei den Angriffen. 1854 erwarben die Vereinigten Staaten Südarizona und New Mexico und gründeten hier Colorado City. Zwischendurch wurde die Stadt in Arizona City umgetauft, seit 1873 heißt der Ort Yuma.

Die Hitze - häufig liegen die Temperaturen über 40 Grad Celsius - ist hier dank des Colorado River und des Martinez-Sees erträglich. Doch die Kombination aus Sonne und Wasser machen Yuma sogar zu einem Eldorado für Rentner, die als sogenannte Schneevögel (wegen der weißen Haare) jedes Jahr zum Überwintern einfliegen. Schließlich kann man hier eigentlich ständig Golfen, Fischen, Jagen oder Wandern.

Dank des fruchtbaren Schwemmlands des Colorado River ist Yuma außerdem die Salat-Hauptstadt der Vereinigten Staaten. Und der Ort wird immer beliebter. Innerhalb der vergangenen 30 Jahre hat sich die Einwohnerzahl fast verdoppelt. Inzwischen leben hier, an der Grenze zu Mexiko, etwa 87.000 Menschen, die von der sich täglich wiederholenden Wettervorhersage gelangweilt werden: Und auch morgen wieder strahlend blauer Himmel.

Den Rekord für den längsten Sonnenschein am Stück - unterbrochen natürlich von den Nächten - hält St. Petersburg in Florida. Zwischen dem 9. Februar 1967 und dem 17. März 1969, also über einen Zeitraum von 768 Tagen, schob sich hier keine Wolke zwischen Sonne und Erde.

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