Schweinegrippe:"Tamiflu nur an hochgefährdete Kranke"

Angesichts der grassierenden Schweinegrippe mahnt die WHO zum sparsamen Einsatz antiviraler Medikamente. Die Bundesregierung stockt ihre Vorräte derweil auf.

Angesichts der sich weiter ausbreitenden Schweinegrippe hat die Weltgesundheitsorganisation (WHO) einen zurückhaltenden Einsatz antiviraler Medikamente wie Tamiflu angemahnt.

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Der neuartige Erreger der Schweinegrippe stellt Gesundheitsexperten noch vor Rätsel. Hier die bisherigen Erkenntnisse zu der Krankheit.

Da die Krankheit bisher in den überwiegenden Fällen relativ mild verlaufe, sollten die begrenzten Bestände nur an hochgefährdete Patienten abgegeben werden, empfahl die WHO. Es sei nicht auszuschließen, dass das Virus im Laufe der Zeit gefährlicher werde.

Der WHO-Experte Nikki Shindo sagte, antivirale Medikamente sollten zunächst Patienten vorbehalten bleiben, die bereits andere Krankheiten oder Komplikationen haben. Auch Schwangere sollten damit behandelt werden. Das US-Zentrum für Krankheitskontrolle (CDC) schloss sich der Empfehlung an, verwies aber auch darauf, dass eventuelle Nebenwirkungen für den Fötus noch nicht hinreichend bekannt seien.

Nach offiziellen Angaben haben bisher 33 Staaten insgesamt 5690 Schweinegrippe-Infektionen bestätigt, die meisten in Nordamerika: 3.009 Menschen erkrankten in den USA, 2282 in Mexiko und 358 in Kanada. 63 Menschen starben demnach an der Krankheit: 58 in Mexiko, drei in den USA, einer in Kanada und einer in Costa Rica. In Deutschland war in dieser Woche der zwölfte Fall des Virus A/H1N1 bestätigt worden.

Die Bundesregierung befürchtet unterdessen, dass die Vorräte der Länder an antiviralen Mitteln nicht ausreichen könnten. Sie will daher eine eigene Bundesreserve anlegen, wie aus einer Vorlage an den Bundestags-Haushaltsausschuss hervorgeht. In dem Papier beantragt das Gesundheitsministerium eine außerplanmäßige Ausgabe bis über 90.000 Euro, um Medikamente wie Tamiflu und Relenza anzuschaffen.

Die Bundesländer sind gemäß Pandemieplan dazu verpflichtet, für 20 Prozent der Einwohner Tamiflu zu bevorraten. Laut Robert Koch Institut ist diese Menge im Durchschnitt aller Bundesländer verfügbar.

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