Rodung von Tropenholz:Kettensägen fressen sich in die Regenwälder hinein

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Ein Großteil des importierten Tropenholzes wird nach Recherchen von Umweltschutzorganisationen illegal gefällt. Manche Baumarten sind durch Rodungen vom Aussterben bedroht.

Silvia Liebrich

Der Kahlschlag in den Regenwäldern dieser Erde hält unvermindert an. Jedes Jahr werden Tausende Hektar in den tropischen Regionen Asiens, Afrikas und Südamerikas unwiederbringlich vernichtet. Ein großer Teil wird ohne Genehmigung abgeholzt. Tropenhölzer sind wegen ihrer Robustheit gefragt, auch in Deutschland. Holzhandlungen und Baumärkte verkaufen nach Recherchen von Greenpeace in großem Stil Produkte aus illegaler Urwaldabholzung.

Ein Holzarbeiter fällt im malayischen Regenwald einen Urwaldriesen. (Foto: Foto: dpa)

"Die in 700 Geschäften gefundenen Produkte stammen zu großen Teilen aus Raubbau sowie Plantagen, für die Urwald zerstört wurde", sagt Forstexpertin Corinna Hölzel. Die meisten Tropenhölzer wurden demnach in Bodenbelägen gefunden. Auch für Möbel werde häufig Tropenholz ohne Nachhaltigkeitszertifikat verwendet. Die am häufigsten entdeckten Arten waren Teak, Merbau, Jatoba, Wengé und Bangkirai.

"48 Prozent aller aus Asien nach Deutschland importierten Holzprodukte stammen aus illegalem Einschlag", bestätigt auch Johannes Zahnen vom World Wide Fund for Nature (WWF).Der Schaden, der durch rücksichtslose Abholzung entsteht, ist immens, denn die für die Industrie interessanten Bäume stehen oft weit auseinander.

So kommt es zu großflächigen Rodungen, um an einzelne Arten heranzukommen. Viele tropische Baumarten sind daher nach Einschätzung von Greenpeace und WWF vom Aussterben bedroht.Tropenholz fällt nur in sehr geringem Umfang unter das Washingtoner Artenschutzabkommen.

Lohnendes Geschäft

Der illegale Einschlag ist ein lohnendes Geschäft. Die Holzindustrie ist eine Boombranche, in der jährlich schätzungsweise mehr als 200 Milliarden Dollar verdient werden. Wer ohne die notwendigen Konzessionen arbeitet, zahlt keine Steuern und beschafft sich den Rohstoff beinahe zum Nulltarif.

Die Weltbank schätzt, dass den betroffenen Staaten dadurch jährlich ein Schaden von mindestens fünf Milliarden Dollar entsteht. Ein besonders negatives Beispiel für den Raubbau am Regenwald ist Indonesien. Schätzungsweise 70 Prozent der Bäume werden dort ohne Konzession eingeschlagen.

Das Land ist einer der wichtigsten Lieferanten für den europäischen Markt. Auch Russland zählt WWF-Experte Zahnen zu den schwarzen Schafen. Das Land exportiert nach seinen Angaben ein Drittel mehr Holz, als über offizielle Konzessionen zulässig wäre.

© SZ vom 15.05.2008/woja - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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