Dann taucht die 49 Meter große Kuppel hinter einem Hügel auf. Sie erinnert an einen weißen, ziemlich großen Fußball. Das Gelände des Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik bei Wachtberg ist umgeben von den Äckern der Nordeifel - und von einem hohen Zaun. Der Taxifahrer glaubt daher zu wissen, was es mit der großen Kuppel auf sich hat: "Die schießen damit Satelliten vom Himmel." Tatsächlich steht hier ein Horchposten namens Tira für Satelliten. Unter der Kuppel dreht sich eine 240 Tonnen schwere Radarschüssel, die schnellste ihrer Art. Satellitenbetreiber lassen von hier Ausschau nach Weltraumschrott halten. Immer mehr dieser Trümmer kreisen um die Erde - und werden zu einem Problem für die Raumfahrt.
Der Weltraum ist unendlich groß, eigentlich. In Erdnähe aber wird es immer enger. Ausgefallene, nicht mehr steuerbare Satelliten kreisen oft noch Jahre um die Erde, ehe sie in den Ozean oder auf Land stürzen. Auch bei Weltraumstarts abgeworfene Raketenstufen driften durch den Orbit, genauso wie hart gefrorene Treibstoffreste. Und manchmal schwebt sogar ein Schraubenschlüssel durch das Vakuum, den Astronauten im All verloren haben.
Modellrechnungen der Nasa zeigen, dass die Zahl der Teile im nächsten Jahrhundert stark zunehmen wird. Damit wird ein Zusammenstoß der Bruchstücke mit einem der vielen Satelliten im Orbit sehr wahrscheinlich. Experten warnen vor einem Szenario, das der Ingenieur Donald Kessler bereits 1978 ausgemalt hat: Wenn zwei große Objekte im Orbit zusammenstoßen, entstehen Hunderte Trümmer, die ihrerseits Kollisionen hervorrufen können. So könnte eine Kettenreaktion in Gang kommen, die Teile der Umlaufbahn zum Minenfeld für Satelliten machen würde.
Die niedrigen Bahnen, in denen Raumstation und Raumfahrer operieren, sind davon vorerst nicht betroffen. In höheren Orbits haben jedoch zwei Ereignisse bereits eine Kettenreaktion angestoßen. China zerstörte 2007 mit einer Rakete einen eigenen Satelliten. Zwei Jahre später stieß ein ausgedienter russischer Satellit mit einem aktiven US-Kommunikationssatelliten zusammen. "Bei diesen Ereignissen entstanden so viele neue Trümmerteile, dass nun für alle Satelliten in dieser Bahnhöhe ein viermal höheres Risiko besteht, getroffen zu werden", sagt Ludger Leushacke, der Chef des Weltraumradars Tira.
Vor allem Satelliten auf 800 Kilometer hohen Umlaufbahnen sind durch Müll gefährdet. Dort liegen die gefragtesten Umlaufbahnen für die Erdbeobachtung, hier tummeln sich Spionagesatelliten und zivile Geräte. "Ob aus diesen Höhen in 100 Jahren noch Erdbeobachtung möglich sein wird: da bin ich skeptisch", sagt Holger Krag, der bei der Esa das Büro für Weltraumrückstände leitet.