Psychologie:Verbale Prügel schaden Kindern

Auch Beschimpfungen und Beleidigungen durch die Eltern wirken sich deutlich negativ auf den Nachwuchs aus (Foto: iStockphoto)

Kinder sollten nicht geschlagen werden, klar. Aber wie sehr leiden Teenager unter den Beschimpfungen ihrer Eltern? Mehr als gedacht, warnen US-Psychologen. Demnach führen Feindseligkeiten nicht zu Wohlverhalten, sondern zu Verhaltensproblemen.

Von Christian Weber

Dass man Kinder nicht schlagen sollte, hat sich herumgesprochen. Immer noch unterschätzt wird jedoch, welchen Schaden Eltern anrichten können, die ihre Kinder im Teenager-Alter heftig beschimpfen.

Darauf deutet eine Studie hin, die der Psychologe Ming-Te Wang von der University of Pittsburgh jetzt gemeinsam mit Kollegen in der Fachzeitschrift Child Development (online) vorgestellt hat.

Frühere Untersuchungen hatten bereits gezeigt, dass 90 Prozent der Eltern gelegentlich mit ihren Kindern schimpfen, wobei 50 Prozent dies auch auf sehr verletzende Weise tun.

In der neuen Studie nun hatten die Forscher knapp 1000 Mittelklasse-Familien befragt, bei denen Mutter, Vater und mindestens ein Teenager im Alter von 13 oder 14 Jahren zusammenlebten. Unter anderem sollten die Eltern Auskunft darüber geben, wie häufig sie ihre Kinder nach einem Fehlverhalten angeschrien, beschimpft oder gar als "dumm" oder "blöde" hingestellt hatten. Insgesamt wurden die Familien zwei Jahre lang beobachtet.

Währenddessen zeigte sich, dass diejenigen Jugendlichen, die von ihren Eltern besonders hart behandelt wurden, in der Folgezeit eher depressive Symptome zeigten als der Durchschnitt ihrer Altersgenossen. Mehr noch: Die Feindseligkeit der Eltern führte nicht zu Wohlverhalten, sondern im Gegenteil zu Verhaltensproblemen wie schlechtem Benehmen in der Schule, Lügen, Stehlen und Aggressivität.

Die Folgerung sei offensichtlich, sagt Ming-Te Wang: "Die Annahme, dass harsche Disziplin ohne Konsequenzen bleibt, solange es nur eine starke Eltern-Kind-Beziehung gibt, ist irreführend."

© SZ vom 04.09.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: