Psychologie:Klare Meinung, guter Mensch?

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So schön bequem hier: Armin Laschet (li.), Karl Lauterbach (dritter v. links) und Christian Lindner checken im April 2020 live bei Anne Will ihre Handys (und Annalena Baerbock wundert sich). (Foto: Müller-Stauffenberg /imago images/Eventpress)

Wir ziehen Personen vor, die sich eindeutig positionieren. Dabei muss sich die Haltung nicht unbedingt mit der eigenen decken. Warum das so ist.

Von Sebastian Herrmann

Ändern Politiker ihren Standpunkt und weichen damit gar von der Linie ihrer Partei ab, gilt das oft als suspekt. Solche Figuren werden gerne als prinzipienlos kritisiert oder mit Igitt-igitt-Parteien der politischen Ränder assoziiert. Natürlich trifft Kritik dieser Art zu, wenn eine politische Figur konträre Standpunkte offensichtlich nur deshalb übernimmt, weil die Umfragen gekippt sind. Jedoch gibt es viele gute Gründe dafür, dass sogar Politiker ihre Haltung zu großen Themen verändern und aus dem Themenstrauß ihres Lagers ausscheren - neue, relevante Informationen tauchen auf, geostrategische Großwetterlagen verändern sich, Interessen verschiedener Gruppen müssen neu austariert werden oder anderes. Begeisterung entfachen diese Figuren jedoch selten: Menschen schätzen es besonders, wenn andere klare, konsistente Haltungen vor sich hertragen und diese mit Vehemenz vertreten. Dem moderaten Zweifler, der seiner eigenen Meinung misstraut und sich Lagerdenken widersetzt, fliegen hingegen weniger Herzen zu.

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