Die Reifen der Maschinen gruben sich tief in den Morast ein, und für Friedrich von Bülow fühlte es sich an, als schneide er sich ins eigene Fleisch. Bülow ist Landwirt. Er bewirtschaftet die Äcker von Gut Bothkamp im Kreis Plön, Schleswig-Holstein, das sich seit mehr als 200 Jahren im Familienbesitz befindet. Wie jeder gute Landwirt weiß Bülow um den Wert des Bodens, auf dem die Früchte seiner Arbeit wachsen. Deshalb fiel es ihm im vergangenen Oktober nicht leicht, aufs Feld zu fahren und den Mais zu holen. Monatelang hatte es fast ständig geregnet, der Boden war noch zu tief, um ihn mit schwerem Erntegerät zu befahren. Aber Bülow konnte nicht länger warten, wenn er den Mais nicht verlieren wollte. Die Motoren brüllten. Schwerfällig schleppte sich der große Häcksler durch den aufgeweichten Grund. Zurück blieb geschundenes, schwarzes Erdreich. "Das sah aus wie ein Truppenübungsplatz", sagt Friedrich von Bülow.
Norddeutschland:Gefährdete Landwirtschaft
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An manchen Stellen wie hier bei Kaltenkirchen in Schleswig-Holstein steht der Boden unter Wasser, doch schon in 30 Zentimetern Tiefe ist die Erde dann trocken. Das Wasser kann nicht abfließen.
(Foto: Sönke Möhl/dpa)Seit Monaten leidet der Norden Deutschlands unter durchnässten Feldern, Ernteausfälle sind die Folge. Der Grund ist hausgemacht: Intensive Bewirtschaftung hat die Böden so verdichtet, dass der Regen nicht abfließen kann.
Von Thomas Hahn
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